Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Elchtest

Autos verdanken ihm mehr Stabilität, die A-Klasse von Mercedes verdankt ihm einen unrühmlichen, aber unvergesslichen Start.

Von Joachim Käppner

Stell dir vor, auf der Straße steht plötzlich ein Elch, vielleicht 800 Kilo Lebendgewicht. Der Zusammenprall mit deinem Auto wäre für den Elch eine schlechte Sache, für dein Auto und die Insassen aber auch. Also, Steuer scharf zur Seite reißen und wieder zurück, den Elch auf kürzestem Raum umfahren und den Göttern danken. Aus dem Skandinavischen, wo aufgrund einer stabilen Elch-Population dieses Szenario bisweilen vorkommt, stammt daher der Name für dieses plötzliche Ausweichmanöver, mit dem die Stabilität von Fahrzeugen geprüft wird: der Elchtest. Anderswo spricht man auch vom Kindertest, hier ist das Szenario ein jäh auf die Straße laufendes Kind. Der Elchtest brachte es zum Leidwesen von Mercedes-Benz im Oktober 1997 zu weltweiter Berühmtheit, als die schwedische Zeitschrift Teknikens Värld ein Auto der damals brandneuen A-Klasse prüfte und der Wagen beim Ausweichmanöver auf die Seite kippte und auf dem Dach liegen blieb. Das kompakte Auto mit den kleinen Rädern startete mit einem schweren Imageschaden, allerdings ließ Mercedes dann serienmäßig elektronische Stabilitätsprogramme (ESP) einbauen. Die A-Klasse war bei Weitem nicht das einzige Fahrzeug, das am Elchtest scheiterte. Bis 2025 soll die A-Klasse aus dem Programm von Mercedes schwinden, was mit den Elchen allerdings nichts mehr zu tun hat.

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