Aktuelles Lexikon:Biosprit

Nicht jedem ist wohl dabei, dass für die Produktion der Kraftstoffe auch Nahrungsmittel hergenommen werden.

Von Thomas Hummel

Aus Nahrungsmitteln Kraftstoffe herstellen? Diese Praxis ist lange umstritten. Durch den Krieg gerät sie weiter unter Druck, weil Russland und der Ukraine als große Lebensmittel-Exporteure ausfallen könnten, die Preise in den Supermärkten steigen und in Afrika oder im Nahen Osten Hungersnöte drohen. Mitglieder des Bundeskabinetts fordern eine Einschränkung der Biosprit-Produktion in seiner heutigen Form, Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kündigt einen Vorschlag für eine Gesetzesänderung an. Ihre These: "Nahrung gehört auf den Teller, nicht in den Tank." Biokraftstoffe werden etwa aus Weizen, Raps, Mais und Soja hergestellt. Sie decken etwas mehr als vier Prozent des Energieverbrauchs im Straßenverkehr, wofür etwa 9,8 Millionen Tonnen Rohstoffe nötig sind. Nur etwa neun Prozent davon wird hierzulande angebaut, der Rest importiert. An der Tankstelle schwankt der Bioanteil beim Diesel zwischen sechs und acht Prozent, die Benzinsorte Super E10 beinhaltet zehn Prozent Bioethanol. Aus dem Umweltministerium hieß es, die Mineralölkonzerne sollten auf abfallbasierte Kraftstoffe aus Gülle, Stroh oder Altspeiseölen umsteigen. Widerstand kommt von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der Biosprit drückt die Treibhausgasemissionen in seiner Bilanz. US-Präsident Joe Biden lässt sogar mehr Biosprit beimischen als bisher. Denn dieser ist derzeit billiger als fossiles Öl und könnte die Preise an den Zapfsäulen sinken lassen.

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