Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Audienz

Eine Form von Treffen, die Angela Merkel nicht gewährt - aber nun bekam.

Von Andrea Bachstein

In vollendetem Understatement beschreibt der Buckingham Palace: "Eine Audienz ist einfach ein Einzeltreffen mit der Queen" - als wäre irgendwas einfach an Treffen mit der Königin. Etwa 20 Minuten dauern sie, kein Wort wird aufgezeichnet, alles vertraulich. So bleibt es wohl auch das Geheimnis von Angela Merkel und der 95-jährigen Monarchin, worum es ging auf Schloss Windsor, wo die Kanzlerin am Freitag zur Audienz geladen war - wohl als ehrende Abschiedsgeste, sie sahen sich ja gerade erst beim G-7-Gipfel in Cornwall. Audienzen (von lat. audire - hören) heißen etwa seit dem 15. Jahrhundert Treffen, die Höhergestellte wie Fürsten gewähren. Und - sofern nicht ironisch gemeint - bleibt es ein höfischer Begriff; gewählte Staatsoberhäupter geben keine Audienzen. Besonders berühmt sind die des Papstes, als Oberhaupt des Staats Vatikanstadt ein Monarch. Am exklusivsten ist die Privataudienz in seiner Bibliothek, gefolgt von Gruppenaudienzen. Für jedermann ist die Generalaudienz mittwochvormittags am Petersplatz oder bei Schlechtwetter in der Aula Paolo VI. Mittwoch ist auch meist der Audienztag der Queen für Britanniens Premier. 15 Monate lang blieb es wegen Corona bei Telefonaten, erst vergangene Woche schaute Boris Johnson wieder leibhaftig vorbei. Die Pandemie bescherte Elizabeth II. als Protokollnovum auch die Video-Audienz, modern times.

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