Afghanistan:Musik? Verboten

Die Taliban präsentieren eine Art Kabinett. Wichtiger aber ist eine andere Personalie.

Von Tomas Avenarius

Die Taliban regieren Afghanistan. Wer Hoffnung auf die neuen, angeblich moderateren Taliban hatte, bekommt bereits seinen Vorgeschmack: Die Islamisten haben angekündigt, dass im öffentlichen Raum keine Musik mehr erklingen wird. Musik sei unislamisch. Wie es um die Rechte der Frauen bestellt sein wird unter der Herrschaft von Islamgelehrten, die zu derartig vormodernen Auslegungen ihrer Religion kommen, kann sich jeder ausmalen.

Eine wichtige Rolle im Kabinett - so ähnlich wie ein Premier - wird ein Mann spielen, der international bekannt ist: Mullah Abdul Ghani Baradar. Baradar ist "das Gesicht" der Taliban. Er hat in Doha mit den USA verhandelt und die Amerikaner beim Abzugsabkommen über den Tisch gezogen. Aus Sicht der Taliban ist er die beste Besetzung. Auch die Namen zweier anderer Männer - ausdrücklich Männer, denn Frauen werden der Regierung kaum angehören - waren erwartbar. Mullah Mohammad Jakub ist der Sohn von Taliban-Gründer Mullah Omar. Der als Militärmensch bekannte Jakub könnte für Verteidigung zuständig sein. Shir Mohammad Abbas Stanekzai gilt als weltgewandt für einen Taliban, möglicherweise wird er Außenminister.

Wichtiger als die Namen von Ministern: Afghanistan wird einen "geistlichen Führer" haben. Das wird der derzeitige "Führer der Gläubigen" werden, Hibatullah Achundzade. Das Land könnte demnach ein theokratisches System bekommen, das dem der Islamischen Republik Iran ähnelt. Was das für Menschenrechte und Rechtsstaat bedeutet, bedarf keiner Erklärung.

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