AfD:Was für ein Abgang

Jörg Meuthen tritt nicht nur zurück, sondern aus. So was gab's noch in keiner Partei.

Von Markus Balser

"Deutschland. Aber normal" - so lautete der Slogan, mit dem Jörg Meuthen seine Partei noch im Frühjahr in den Bundestagswahlkampf schickte. Der Parteichef hatte das Bild einer harmlosen und bürgerlichen Volkspartei entworfen. Wie normal diese Partei wirklich ist, machte Meuthen selbst am Freitag klar. Der bisherige Chef tritt nicht nur zurück, sondern sogleich aus - weil er plötzlich "totalitäre Anklänge" und dunkle Ecken abseits der "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" erkannt haben will.

Ein solcher Vorgang ist einmalig in der deutschen Parteiengeschichte. Er sagt viel aus über die Partei und Meuthen selbst. Denn die AfD ist in seinen mehr als sechs Amtsjahren eine andere Partei geworden. Eine, in der die äußerst rechte Strömung auf dem Vormarsch ist. Möglich war das, weil Meuthen viel zu lange selbst gemeinsame Sache mit den Radikalen machte.

Forderungen des offiziell aufgelösten "Flügel" haben sich immer wieder durchgesetzt. So schafften es der Austritt Deutschlands aus der EU oder der Aufbau von Grenzanlagen ins jüngste Wahlprogramm. Das mag gegen den Willen Meuthens passiert sein. Verhindert hat er es nicht.

Meuthen spürte auch, dass er nichts mehr zu melden hatte. Bei wichtigen Entscheidungen wie der Nominierung des Bundespräsidentenkandidaten Max Otte war er nur noch Zuschauer. Und lange hätte Meuthen wohl ohnehin nicht mehr bleiben dürfen. Ihm drohen strafrechtliche Ermittlungen in einer Spendenaffäre. Die Partei wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und er nichts mehr mit ihr.

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