"Zwei allein" auf Arte:In aller Stille

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Zwei Allein: Henriette (Gundi Ellert) mit ihrem Mann Bene (Elmar Wepper). (Foto: obs)

Ein miteinander alt gewordenes Paar findet keine Worte für seine existenzielle Krise, ausgelöst durch den Krebs. "Zwei Allein" ist ein melancholischer Film, leise und zart erzählt.

Von Katharina Riehl

Das alte Leben ist vorüber, schon lange bevor der Schuss fällt. Es war ein gutes Leben, das sie hatten, Henriette, die Schuhverkäuferin, und Benedikt, der Busfahrer. Die jahrelange und unkomplizierte Liebe zwischen ihnen, das ist die Ausgangslage dieser Geschichte, ganz zu Beginn fahren Beni und Henri gemeinsam mit einem gekaperten Linienbus durch das nachtstille München, nicht ganz nüchtern und eng umschlungen, kichernd vor Glück über ihre in all den Jahren nicht alt gewordene Liebe. Und dann kommt der Krebs.

Friedrich Ani, der das Drehbuch zu diesem von Stephan Wagner inszenierten Drama geschrieben hat, erzählt das langsame Verstummen dieser beiden in Rückblenden. Henri (Gundi Ellert) und Beni (Elmar Wepper), dieses so wunderbar miteinander alt gewordene Paar, findet keine Worte für seine existenzielle Krise; Henri kann ihre Angst und ihre Schmerzen nur mit sich selbst und ihrem Pfarrer besprechen, Beni zieht sich zurück.

Schweigen und Einsamkeit

Und als Henri eines schönen Sonnentages in München auf offener Straße erschossen wird, fragen sich sowohl ihre Schwester (Johanna Bittenbinder) als auch die Polizei, ob sie denn wirklich nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist.

Zwei allein ist ein schwer melancholischer Film über das Schweigen und die Einsamkeit, leise und zart erzählt bis auf die letzen Minuten vielleicht, in denen man sich nicht mehr auf das großartige Spiel von Elmar Wepper verlässt, sondern der Verzweiflung mit sehr viel Johnny Cash nachhelfen will.

Ein bisschen ist Zwei allein auch ein Film über München, über ein München zumindest, wie es sich Romantiker vorstellen: eine Stadt als Dorfgemeinschaft, eine Stadt mit Familienbetrieben, eine Stadt, in der man gleich ums Eck der Fußgängerzone einen legalen Parkplatz finden kann. Ein München, von dem man ahnt, dass es auch damit schon länger vorbei ist.

Zwei allein , Arte, 20.15 Uhr.

© SZ vom 25.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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