Zum Tod von Wolfgang Völz:Die Stimme des Lügenbärons

Für viele aus der Generation 1980 plus prägte er den Sound der Kindheit: Synchronsprecher Wolfgang Völz (Foto: Bernd Thissen/dpa)

"Bei allen pickeligen Pottwalen": Käpt'n Blaubär war die Paraderolle des Synchronsprechers Wolfgang Völz. Jetzt ist er gestorben.

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Käpt'n Blaubär ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Conni. Conni, das Bilderbuchmädchen, ist immer einsichtig, stets höflich und nett - nett im Sinne von langweilig. Käpt'n Blaubär ist im oft viel zu glatten Kinderprogramm der Anti-Held, sein Lebensinhalt ist es, Seemannsgarn zu spinnen und seinen drei Enkeln Bären aufzubinden. Seit kürzlich Psychologen herausgefunden haben, dass es ein Zeichen geistiger Reife ist, wenn Kinder die Unwahrheit sagen, ist es quasi amtlich: Lügen gehören ins öffentlich-rechtliche Kinderfernsehen, unbedingt.

Käpt'n Blaubärs Ausdrucksweise ist unconnihaft-unkorrekt, "bei allen pickeligen Pottwalen der sieben Weltmeere"! Das Markenzeichen des Lügenbärons ist sein blaues Fell, die Kapitänsmütze, der rote Pulli - und die schnarrende Stimme. Besser gesagt: S-timme, denn er schnackt auf Hamburgisch.

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Wolfgang Völz, der Käpt'n-Blaubär-Sprecher, hat vielen Figuren seine Stimme geliehen, er synchronisierte Peter Ustinov und Walter Matthau, sprach den Majestix oder Käpt'n Iglo in der Werbung. Seine berühmteste Sprechrolle war aber der flunkernde Bär, der erstmals 1991 in der "Sendung mit der Maus" zu sehen war. Für viele aus der Generation 1980 plus prägte Völz den Sound der Kindheit.

Der Autor Walter Moers habe ihn selbst gebeten, die Rolle zu übernehmen, sagte er einmal, "die Blaubärsprache habe ich dann erfunden". Der alte Seebär lag ihm am Herzen, selbst nach einem Schlaganfall im Sommer 2017 synchronisierte er ihn weiter. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Wolfgang Völz am 2. Mai in Berlin gestorben.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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