Süddeutsche Zeitung

Zum Abschied:Lehrerin und Erklärerin

Die BR-Hörfunk-Chefredakteurin und frühere Leiterin der Deutschen Journalistenschule Mercedes Riederer geht in den Ruhestand.

Von Stefan Fischer

Es liegt nicht nur am Medium, also daran, dass akustische Eindrücke womöglich flüchtiger sind als optische. Sondern auch an den Personen: Mercedes Riederer, die Chefredakteurin Hörfunk im Bayerischen Rundfunk (BR), interpretiert ihre Rolle komplett anders als Sigmund Gottlieb, der Fernseh-Chefredakteur. Leise, ausgleichend, überwiegend im Hintergrund handelnd. Wie Gottlieb geht auch Mercedes Riederer nun altersbedingt in den Ruhestand. In der trimedialen Zukunft des BR wird es fortan nur noch einen Chefredakteur geben, Christian Nitsche.

Mit dem Abschied von Riederer geht auch ein Zyklus des Mediums Radio zu Ende. Er hat in etwa zu der Zeit begonnen, zu der sie ihr Amt als Chefredakteurin angetreten hat. Im März 2002 war das, ein halbes Jahr nach den Terroranschlägen von 9/11. Eine politische Zäsur, "deren Auswirkungen uns bis heute beeinflussen", sagt Riederer. Die alten Welterklärungsmuster halfen nicht mehr, das ist die eine Sache. Die andere: Das Radio ist vom Internet als das schnellste Medium abgelöst worden. Beides zusammen habe dazu geführt, dass "das Radio im Vergleich zu früher heute mehr Hintergründe anbieten, mehr erklären und einen stärkeren Austausch mit dem Publikum suchen muss", so Riederer, die sehr viel Wert legt auf Gründlichkeit. Diesen Wandel hat sie beim BR wesentlich mitgeprägt.

Rückwirkend betrachtet, hat Riederer immer an der Zukunft des Radios und ihrer Profession gearbeitet. Als junge Journalistin war sie Redakteurin im ebenfalls noch jungen Zündfunk des BR. Dann ist sie zurückgegangen an die Deutsche Journalistenschule, an der sie selbst ausgebildet worden ist. Erst als Stellvertreterin des Leiters, schließlich als deren Leiterin. 2002 dann die nächste Rückkehr, zum BR, wo es ein analoges Medium in ein digitales zu verwandeln galt. Riederer war in ihrer Karriere mehrmals die erste Frau in ihrer jeweiligen Position. Auch damit verhilft sie dem Radio in die Zukunft.

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Quelle:
SZ vom 22.03.2017
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