Zu hohe Produktionskosten:"Newsweek" wird zum reinen Online-Angebot

Im Juli hatte sie noch von "Panikmache" gesprochen, nun macht sie es selbst offiziell: Laut "Newsweek"-Chefredakteurin Brown wird das US-Magazin seine Printausgabe einstellen und komplett auf Digital umstellen. Der britische "Guardian" wehrt sich zeitgleich gegen ähnliche Gerüchte.

Newsweek magazine to become a online edition only

Das Newsweek-Gebäude in New York City - die traditionsreiche Redaktion steht vor einem enormen Umbruch.

(Foto: dpa)

Nun ist es offiziell: Das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek wird ab 2013 nur noch digital publiziert. Chefredakteurin Tina Brown gab die Entscheidung mit einem Blogeintrag bei The Daily Beast bekannt.

Die letzte Printausgabe des traditionsreichen Nachrichtenmagazins wird demnach am 31. Dezember erscheinen, bevor Newsweek den Schritt in eine rein digitale Zukunft macht. Die Online-Publikation werde Newsweek Global heißen und in Form einer einzigen, weltweit identischen Version als Abo online und für Tablets erhältlich sein und sich an ein anspruchsvolles, hochmobiles Publikum richten, so Brown.

Die Chefredakteurin bemühte sich in ihrer Mitteilung, die Neuerungen zu relativieren. "Wir verändern Newsweek, aber wir verabschieden uns nicht davon", schrieb Brown. Die Chefredakteurin kündigte allerdings Entlassungen an, nannte aber keine konkreten Zahlen. Der Abschied von Print sei für alle Beteiligten ein "extrem schwieriger Moment", angesichts der Entwicklungen im Leseverhalten und im Medienmarkt aber unumgänglich.

Im Juli noch "Panikmache"

Das traditionsreiche Nachrichtenmagazin, das in den fast 80 Jahren seines Bestehens zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt, war 2010 wegen sinkender Auflagenzahlen von der Washington Post an den damals 92-jährigen Unternehmer Sidney Harman zum symbolischen Preis von einem Dollar verkauft worden. Dieser fusionierte das Nachrichtenmagazin mit dem von Barry Diller und Tina Brown gegründeten Internet-Nachrichtenportal The Daily Beast.

Bereits im Juli hatte Barry Diller, Vorsitzender der Mediaholding IAC/InterActiveCorp (IACI), gegenüber Analysten entsprechende Andeutungen gemacht. Allerdings war damals noch unklar geblieben, wie und wann genau die Umstellung erfolgen solle. "Wir prüfen alle unsere Optionen", so Diller im Juli, und weiter: "Ich sage nicht, dass das vollständig passieren wird, aber die Umstellung von Print auf Online wird passieren."

Berichten zufolge hatte die Holding zum damaligen Zeitpunkt für Newsweek mit einem Verlust in Höhe von bis zu 22 Millionen US-Dollar bezogen auf das Jahr 2012 gerechnet.

Chefredakteurin Brown hatte sich nach dem Vorpreschen Dillers im Juli noch darum bemüht, ihre Mitarbeiter zu beruhigen. Die Marke Newsweek sei so stark wie seit Jahren nicht mehr. Diller habe lediglich die naheliegende Beobachtung gemacht, dass es einen generellen Trend bei Nachrichtenmedien von Print zu Online gebe. Berichte, dass Newsweek noch 2012 auf einen ausschließlich digitalen Veröffentlichungsmodus umstellen werde, hatte sie als "Panikmache" bezeichnet.

Online-Gerüchte um den Guardian

Während bei Newsweek nach der offiziellen Mitteilung von Brown der Weg nun klar ist, hat sich fast zeitgleich die britische Zeitung The Guardian vehement gegen eine Meldung der Zeitung Telegraph gewehrt, wonach auch hier eine Komplettumstellung auf Online ernsthaft in Betracht gezogen werde.

"Aber die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist, dass der Guardian nichts Dergleichen vorhat", so das Guardian-Dementi in einem hauseigenen Blog. Der entsprechende Bericht habe weder Quellen namentlich genannt noch sei bei der Führungsriege des Guardian nachgefragt worden.

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