Über den Mann mit den Millionen ist nur wenig bekannt: Die britische Online-Zeitung The Independent hat einen neuen Investor, ein Mann namens Sultan Muhammad Abuljadayel, 42, erwarb laut Handelsregister bereits im Juni zwischen 25 und 50 Prozent der Anteile. Und obwohl er politisch wie geschäftlich ein unbeschriebenes Blatt im Vereinigten Königreich ist, wächst das Unbehagen bei Mitarbeitern und Funktionären: Abuljadayel ist saudi-arabischer Staatsbürger und kommt somit aus einem Land, dessen Politik den vom Independent propagierten Werten diametral entgegensteht.
Seit seiner Gründung 1986 vertrat das Blatt progressive Standpunkte in Sachen Homosexuellen- und Frauenrechte, setzte sich gegen autoritäre Regime und etwa die Todesstrafe ein, bekannt ist der Independent gerade auch für seine unbequeme Nahost-Berichterstattung. Dass nun ein Geschäftsmann Anteile erwirbt, der sich mit der absoluten Monarchie in seinem Heimatland zumindest arrangiert haben muss, kritisiert etwa Seamus Dooley Sorgen, Generalsekretär der National Union of Journalists: "Es gibt ernste Bedenken, was die Saudi-Araber und ihr Verhältnis zum Prinzip der Pressefreiheit angeht." Die BBC stellte sofort die Frage: "Is The Independent still independent?" - also: Ist der Independent noch unabhängig?
Ein Verlagssprecher versicherte umgehend, dass unabhängige Berichterstattung weiter garantiert sei. Größter Anteilseigner neben Abuljadayel bleibt mit 41 Prozent der russische Oligarch Evgeny Lebedev, der den in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckenden Verlag 2010 für ein Pfund übernahm. Seit 2016 erscheint der Independent nicht mehr gedruckt, sondern ausschließlich digital und ist Verlagsangaben zufolge seither wieder profitabel. Bei den Verkaufsverhandlungen wurde der Wert des Independent Insidern zufolge nun auf 130 Millionen Pfund geschätzt.