Zeitungsmarkt:Zwei unter einem Dach

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Mit der Gründung der "Merkur tz Redaktions GmbH" geht die lange geplante Fusion der beiden Münchner Ippen-Blätter weiter. Nach den Lokalredaktionen sind als Nächstes voraussichtlich die Sportressorts an der Reihe.

Von Stephan Handel

Als die Redakteure des Münchner Merkur und der tz am Freitagfrüh kurz nach Dienstbeginn zu einer Versammlung geladen wurden, da ahnten die meisten schon, worum es gehen würde: Seit Jahren arbeitet Verleger Dirk Ippen daran, die Redaktion seiner beiden Münchner Blätter organisatorisch zusammenzufassen. Und genau das verkündete Verlagsgeschäftsführer Daniel Schöningh dann auch: Der Verlag gründet eine "Merkur tz Redaktions GmbH", in der künftig beide Redaktionen gemeinsam arbeiten.

Am Nachmittag, im Telefonat mit der Süddeutschen Zeitung, hält Geschäftsführer Schöningh das Thema recht klein: "Wir schaffen zunächst einmal einen gemeinsamen juristischen Mantel. Über die Ausgestaltung wollen wir mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen." Schöningh sagt, er sehe das Ganze als laufenden Prozess - die beiden Produktlinien Merkur und tz würden erhalten bleiben, auch die beiden Chefredakteure Georg Anastasiadis (Merkur) und Sebastian Arbinger (tz) bleiben im Amt. Die neue GmbH wird Mitglied im Verlegerverband sein und sich der Tarifbindung unterwerfen. Ein Redaktionsmitglied sagt, es sei in der Versammlung positiv aufgenommen worden, dass bestehende Arbeitsverträge weiter gelten: "Niemand von uns muss einen neuen Vertrag unterschreiben."

Im Pressehaus Bayerstraße arbeitet die Redaktion der tz im zweiten Stock, die des Merkur im vierten. Die beiden Teams näher zusammenzubringen, ist seit langer Zeit ein Plan von Dirk Ippen. Vor mehr als zehn Jahren scheiterte ein erster Versuch, die Gerichtsberichterstattung von einem gemeinsamen Team erledigen zu lassen: Zu unterschiedlich waren die Ansprüche und Wünsche der boulevardigen tz und des seriösen Merkur. Vor gut zwei Jahren aber wurden die beiden Lokalredaktionen zusammengelegt - Geschäftsführer Schöningh sagt, dabei sei "vieles gut, manches nicht so gut" gelaufen, die Erfahrungen daraus sollen nun in den weiteren Fusions-Prozess einfließen. Zu Informationen, als nächstes seien die Sportressorts dran, sagt Schöningh, das "bietet sich an".

Der Bayerische Journalistenverband (BJV) in Person seines Vorsitzenden Michael Busch sagt, er sehe den Vorgang mit "gemischten Gefühlen": Positiv sei die Tariftreue und der Fortbestand der Altverträge - allerdings appelliert Busch an die Geschäftsführung, sich an dieses Versprechen auch zu halten und nicht "nach einer Schamfrist doch noch die Redaktion zu rasieren". Zu oft, beklagt Busch, gelte bei Redaktionsfusionen und ihrer personellen Ausstattung "dass eins plus eins leider nicht zwei, sondern wieder nur eins ergibt". Grundsätzlich kritisch sieht der BJV einen Schwund der Medienvielfalt, wenn verschiedene und dann auch noch so unterschiedliche Blätter von der gleichen Redaktion hergestellt werden.

Die Mitarbeiter in den beiden betroffenen Redaktionen jedenfalls scheinen die Entwicklung mit einem gewissen Fatalismus zu sehen: "Wir wollen ja auch, dass wir gesund bleiben", sagt einer der Journalisten. "Dass freigewordene Stellen nicht neu besetzt werden, das ist ja seit langem schon so." Und die nun verkündete Neuorganisation ist seit Jahren ein Thema in der Bayerstraße - von daher war niemand allzu sehr überrascht: "Die große Neuigkeit war das nicht."

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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