Nicaragua wird vorerst doch nicht das erste Land der Welt ohne gedruckte Tageszeitung. Der Zoll des zentralamerikanischen Landes gab diese Woche bekannt, dass er eine dringend benötigte Papierlieferung passieren lasse, die er mehr als 75 Wochen lang an der Grenze zurückgehalten hatte. Der fehlende Nachschub hatte dazu geführt, dass mehrere Zeitungen die Produktion einstellen mussten. Nur noch zwei hatten am Ende weiter Bestand: La Prensa und das zu ihr gehörige Blatt Hoy. Zuletzt aber war auch ihr Verlag in arge Bedrängnis geraten. Um weiter produzieren zu können, wurden die Zeitungen auf Buchpapier gedruckt und der Umfang stark eingeschränkt. Eine offizielle Begründung für das Zurückhalten der Papierlieferung gab es nie. Kritiker vermuten aber, dass der zunehmend autoritär agierende Präsident Nicaraguas, Daniel Ortega, auf diese Weise unliebsame Kritik ausschalten wollte, allen voran La Prensa. Sie ist mit knapp 94 Jahren die älteste Zeitung des Landes. Schon in der Vergangenheit wurde sie immer wieder von rechten genauso wie von linken Regierungen zensiert und zeitweise auch geschlossen, stets aber führte La Prensa ihre Arbeit weiter fort. Immer wieder hatte sie in den vergangenen Jahren auch über Skandale in der Regierung von Daniel Ortega berichtet, unter anderem über die regierungskritischen Demonstrationen, bei denen mehr als 300 Menschen umkamen.
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