Zeitschrift für Lesben:Sie tragen Nagellack

Magazin "Straight"

114 Seiten dick, 4,90 Euro teuer, 15 000 Stück Auflage - das ist sie, die Erstausgabe von Straight, dem "Magazin für Frauen, die Frauen lieben".

Wer den Eindruck hat, hier gehe es viel um Sexualität, liegt richtig. Das Magazin "Straight" will weg vom "Klischee der ungeschminkten Lesbe mit Kurzhaarschnitt".

Von Viola Schenz

Der Name irritiert auf den ersten Blick: Straight. Das bedeutet eigentlich geradeaus, auch im sexuellen Sinne, also hetero, sehr hetero. Aber das englische Wort bedeutet auch offen, ehrlich. Und darauf spielen die Macher dieses neuen Magazins an, die in Berlin und Baden-Württemberg sitzen: Straight - "Das Magazin für Frauen, die Frauen lieben" kommt an diesem Mittwoch in die Kioske und soll die Lebensrealität lesbischer oder queerer Frauen spiegeln. Gar nicht hetero - aber sehr offen.

Straight nimmt für sich in Anspruch, eine "andere Perspektive auf die weibliche Homosexualität" zu zeigen. "Wir hatten das Gefühl, dass wir als lesbische Frauen ungenügend dargestellt und wahrgenommen werden", erklärt Magazinmacherin Felicia Mutterer, die neue Rollenbilder für frauenliebende Frauen zeigen will. Die 35-Jährige, die Sozialwissenschaften studiert hat und auch als Moderatorin arbeitet, nennt sich selbst "queer".

Also, was machen Mutterer, die zwei Verlagseigentümer und die diversen Autorinnen anders bei Straight?

Der Fokus: Sexualität unter Frauen

Es gibt Politiker-Zitate zur Homo-Ehe, ein Interview mit einer lesbischen Filmemacherin, eines mit einer lesbischen CDU-Politikerin und eines mit einem heterosexuellen Samenspender. Die Titelgeschichte dreht sich um Sexualität am Arbeitsplatz, eine Reportage um Fesselspiele.

Wer den Eindruck hat, dass es viel um Sexualität geht, liegt richtig. Das ist so gewollt. "Sexualität unter Frauen ist ein Bereich, der bisher zu kurz kommt, und wenn dann stereotypisiert", sagt Mutterer, "wir wollen das anständig aufarbeiten."

Sonst unterscheidet sich dieses "andere Magazin" kaum von herkömmlichen Frauenzeitschriften: seitenweise Produktvorstellungen, eine Homestory, viele, viele Hautcremes, lange Modestrecken, eine Diplom-Psychologin als Kummertante, Reise- und Buchtipps, Rezepte. Es gibt viel Ich-Perspektive und Geduze in Interviews, das alles reich bebildert.

Nur eines fehlt: Anzeigen. Die sollen ab dem nächsten Heft kommen, das im Herbst geplant ist. Für das kommende Jahr sind dann sechs Ausgaben vorgesehen. Zielgruppe sind die schätzungsweise zwei Millionen Frauen - die oft auch ein hohes Bildungsniveau haben und ein durchschnittlich neun Prozent höheres Einkommen als heterosexuelle Frauen. So zitiert zumindest der kleine Verlag aus einer Studie.

"Wir verstehen uns als Gegenentwurf"

Wirtschaftliches Potenzial ist also da, das zeigen auch Szenemagazine wie die Siegessäule in Berlin oder deren Partnermagazin aus Frauensicht, das L-Mag - beide Titel haben immer wieder Luxusmarken als Anzeigenkunden. Doch egal L-Mag oder Lespress, Mutterer kann mit diesen Blättern wenig anfangen: "Wir verstehen uns als Gegenentwurf", sagt die Frau mit den langen, blonden Haaren. "Wir wollen weg vom Klischee der ungeschminkten Lesbe mit Kurzhaarschnitt."

Man lege Wert auf Ästhetik, zeige Mode, "wir lackieren uns die Nägel". Und, ja: "Kurzhaarige werden natürlich auch gezeigt."

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