"Universum der Ozeane"Blut für die Haie

Mit der Wunderkugel durch die Weltmeere: In der ZDF-Reihe "Universum der Ozeane"brüllt uns Frank Schätzing als Animateur die Geschichte der Weltmeere zu.

Julia Amalia Heyer

1 / 9
(Foto: © ZDF/Framepool)

"Am Anfang des Lebens war das Leben", donnergrollt die Stimme aus dem Off zu rasanter Kamerafahrt um ein umtostes Felsatoll, und so ein zackiger Aphorismus passt gut zu Frank Schätzing. Er passt auch gut zur dreiteiligen Dokumentation, die der Bestsellerautor auf Arte und im ZDF jetzt präsentiert: Universum der Ozeane lautet der Titel, unter dem so ziemlich alles subsumiert wird, was die Weltmeere für unser Leben bedeuten.

2 / 9
(Foto: © ZDF/Martin Christ/Luxx)

Aufwendig bis pompös, dabei immer recht zackig, werden hier Forschung und Historie, Empirie und Hypothesen in Szene gesetzt. Gar nicht überschätzt werden kann demnach die Bedeutung des Maritimen, denn, das wird in allen drei Folgen betont: Ohne die Ozeane wäre unser Planet nur ein weiterer öder Gesteinsbrocken im All. Damit dürfte auch die in den Filmen vorherrschende Dramatik gerechtfertigt sein: Schätzing, eben nicht nur Erfolgsautor, sondern auch Hobby-Meeresbiologe und Gelegenheitsmodel, hat mit einem Sachbuch die Vorlage zu der Reihe geliefert. Jetzt steht er auf ebenjenem umbrausten Atoll; es windet, wogt und regnet, während er eine Reise durch Raum und Zeit ankündigt.

3 / 9
(Foto: © ZDF/MornŽ Hardenberg)

Es geht um die Entstehung des Lebens, und Frank Schätzing ist der Animateur des Wissens um die Evolution, der hier ja quasi im Wortsinn auf den Grund gegangen werden soll. Dabei wird richtig geklotzt, auch wenn es sich zum Teil (das wird ab und zu erwähnt) um entstehungsgeschichtliche Mutmaßungen handelt.

4 / 9
(Foto: © ZDF/ARTBEATS)

Viereinhalb Milliarden Jahre datiert die Geschichte der Meere - aber "nur ein Bruchteil der Ozeane ist erforscht". Was zumindest der visuellen Aufbereitung keinen Abbruch tun soll: computeranimierte Kometen und Asteroide sausen in Leuchtfarben aus dem All in Richtung Erde; in der nächsten Einstellung hüpfen sanftrosa Seepferdchen in echten Unterwasseraufnahmen anmutig durch Korallenriffe.

5 / 9
(Foto: © ZDF/Martin Christ)

Dazwischen brüllt Schätzing mit Sturmfrisur und Abenteurerkluft von seinem Felsen, dass vor vier Milliarden Jahren vornehmlich "Scheißwetter" herrschte - woraufhin prompt die Verbindung von Aminosäuren, Zucker und Basen als sogenannte Ursuppen-Theorie filmisch veranschaulicht wird. Der Chemie-Exkurs wirkt in etwa, als hätte man den Filmprojektor aus dem Biologieunterricht von einst auf Dauerschnelldurchlauf getunt und den Film vorher ein bisschen nachkoloriert.

6 / 9
(Foto: © ZDF/Ocean Footage)

Die Abfolge der unterschiedlichsten Bilder und Bildwelten passiert so schnell, dass nicht nur musikalisch schwer untermalte Seebeben dröhnen, sondern auch der Kopf ob der Reizüberflutung. Die Unterscheidung zwischen echten Aufnahmen und Animation fällt zunehmend schwer. Vor allem zu schaffen macht einem die Masse an Information: Da ist die Erde kurz zuvor noch ein kochender Planet, dann fällt der erste Regen - und zack, hastdunichtgesehen, bekommt man Antwort darauf, wie das Salz ins Meer kam und warum dasselbe blau zu sein scheint.

7 / 9
(Foto: © ZDF/SCOPE)

Zum Chemisch-Biologischen gesellt sich die Geschichte, im Leben wie im Film, und deshalb wird nicht nur mikroskopiert und animiert, es werden auch noch historische Szenen nachgestellt. Ein bisschen Meteorologenkongress , ein bisschen erste deutsche Tiefseeexpedition. Bis 1889 konnte sich niemand vorstellen, dass unterhalb von 500 Metern Tiefe Leben existieren könnte. Prompt purzelt Weich- und Krustengetier en masse aufs hölzerne Schiffsdeck, natürlich in Schwarzweiß.

8 / 9
(Foto: © ZDF/Martin Christ)

Es ist einfach alles arg viel: Beim ganzen Bemühen, die Bedeutung der Unterwasserwelten samt wissenschaftlicher Zusammenhänge zu vermitteln, bleibt deshalb vor allem eines hängen. Mag der Mensch sich noch so sehr um ihre Erforschung verdient machen, vielleicht auch darum, das Wissen über dieselbe zu verbreiten, er ist und bleibt vor allem der größte Feind dieses Refugiums. Er hat geschafft, was Panzerfisch und Hammerhai nicht vermochten: die Artenvielfalt entscheidend zu beeinträchtigen. Seit den 60er Jahren gibt es keinen Thunfisch mehr in der Nordsee, mittlerweile gilt er auch in anderen Gewässern als gefährdet. Die Heringsschwärme sind so ausgedünnt, dass man, wie es in der zweiten Folge unheilschwanger heißt, gar nicht mehr wie früher vom "Silber der Meere" sprechen kann. Delphine verfangen sich in illegalen Schleppnetzen und Robben werden totgeprügelt.

9 / 9
(Foto: © ZDF/Martin Christ/LUXX)

Als wäre das alles nicht verstörend genug, sitzt Frank Schätzing irgendwann auf einem Bambusfloß und schneidet sich mit einem Messer in den Finger. Um zu demonstrieren, dass Haie Blut auch in dreihundertfacher Verdünnung wahrnehmen. Universum der Ozeane - mit Frank Schätzing, Arte am 9., 16. und 23. Oktober jeweils 20.15 Uhr. Sowie im ZDF von 10. Oktober an jeweils sonntags, 19.30 Uhr.

© SZ vom 8. Oktober 2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: