Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk:Thomas Bellut hört 2022 als ZDF-Intendant auf

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"Wir sind in der Lage, das Programm innerhalb von zehn Minuten neu aufzustellen bei einer Konfliktsituation wie jetzt. Das ist der Vorteil eines zentralen Hauses." - Thomas Bellut, in seinem Büro im 14. Stock. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Der 65-Jährige steht seit März 2012 an der Spitze des Zweiten Deutschen Fernsehens - um eine dritte Amtszeit will er sich nicht bewerben.

Von Elisa Britzelmeier

Thomas Bellut wird nächste Woche 66 Jahre alt, und womöglich ist das schon die Erklärung für die Nachricht, die der ZDF-Intendant und sein öffentlich-rechtlicher Sender am Dienstag bekannt gaben: Bellut wird sich nicht um eine dritte Amtszeit bewerben. Damit hört er nach seiner zweiten Amtszeit im März 2022 auf - nach genau zehn Jahren also.

Seit März 2012 steht der 65-Jährige an der Spitze des Zweiten Deutschen Fernsehens mit seinen rund 3500 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Davor war Bellut zehn Jahre lang Programmdirektor. Sein Werdegang klingt wie eine Karriere nach Plan. Nach dem Studium an der Universität Münster -Politikwissenschaft, Geschichte und Publizistik - schrieb Bellut seine Doktorarbeit und arbeitete dann für die Westfälischen Nachrichten. 1984 fing er als Volontär beim ZDF an, seither blieb er dem Sender treu und stieg immer weiter auf. Er wurde Korrespondent in Berlin, dann Redaktionsleiter; er verantwortete innenpolitische Sondersendungen und Wahlsendungen. Im Wahlkampf 1994 moderierte er zusammen mit dem heutigen ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Nachtduelle, später war Bellut als Moderator der Interviewreihe Was nun...? und im Politbarometer zu sehen. Er lehnte es ab, Chefredakteur zu werden, wie berichtet wurde - und stieg 2002 stattdessen zum Programmdirektor auf.

Das ZDF ist der meist gesehene Sender

Die Wahl zum Intendanten 2012 war dann wenig überraschend: Bellut war der einzige Kandidat. Als Moderator wirkt Bellut sachlich und verbindlich, als Intendant gilt er als wenig kontrovers; als einer, der mit den wichtigen Gremien gut kann.

Früh war es sein erklärtes Ziel, ein "jüngeres Programm" zu schaffen; in seiner Amtszeit als Programmdirektor wurde unter anderem die Heute-Show eingeführt, der Spartenkanal ZDFneo startete. Daneben ist im ZDF freilich gleichzeitig Helene Fischer zu sehen, das Traumschiff, der Bergdoktor. Die Zahlen scheinen Bellut recht zu geben: Das ZDF ist inzwischen der meist gesehene Sender des Landes, 2020 zum neunten Mal in Folge mit einem Marktanteil von 13,7 Prozent.

Zu kämpfen hat das ZDF wie die anderen öffentlich-rechtlichen Sender mit der ungewissen Finanzplanung. Die angedachte Erhöhung des Rundfunkbeitrags ist blockiert. ARD, ZDF und Deutschlandradio klagten vor dem Bundesverfassungsgericht - noch ohne Entscheidung. Mit Blick auf seine restliche Amtszeit sagte Bellut laut Mitteilung: "Die kommenden zwölf Monate bieten noch zahlreiche Herausforderungen: Corona, Digitalisierung, die Finanzausstattung des ZDF, die Wahlberichterstattung, um nur einige zu nennen." Schon zuvor hatte Bellut versucht, mit Stellenabbau für Effizienz zu sorgen.

Bellut ist mit der Fernsehmoderatorin Hülya Özkan verheiratet und hat zwei Kinder. Zum Abschied sagte er: "Am 15. März 2022 ist es dann nach 40 spannenden Jahren im Mediengeschäft Zeit für einen neuen Lebensabschnitt."

Wer sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird, ist noch unklar. Auch ein Termin für die Intendantenwahl steht noch nicht fest. Der Intendant wird vom Fernsehrat auf die Dauer von fünf Jahren gewählt. Die Vorsitzende des Fernsehrats, Marlehn Thieme, dankte Bellut auf Twitter "für seine frühzeitige Ankündigung". Man werde am 19. März das weitere Verfahren festlegen.

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