Frauen haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Sie sollten zu Hause bleiben, die Wohnung sauberhalten und sich um die Wäsche kümmern. Klingt wie ein Text aus einem Ratgeber "Die moderne Ehefrau", Erscheinungsjahr 1951. Beim ZDF, Sendebeginn 1963, hat man sich offenbar bis heute ein paar der guten alten Klischees bewahrt.
Der öffentlich-rechtliche Sender nämlich zeigt derzeit in den Pausen gern mal einen kleinen Spot zur Frauenfußball-EM 2013 (hier der Spot im Netz). Zu sehen ist eine junge Frau in Fußballmontur samt Deutschland-Trikot. Sie kommt in einen Waschkeller, jongliert kurz mit einem sehr schmutzigen Fußball und versenkt selbigen in der Waschmaschine. Danach stellt sie das handelsübliche Leder-Programm - wer kennt es nicht von der heimischen Waschmaschine - ein und nimmt erst liegend, dann mit keck übereinandergeschlagenen Beinen auf der Waschmaschine Platz.
Sie haben sich den Clip angesehen? Gut! Vielleicht können Sie dann ja eine der folgenden Fragen beantworten. Warum ist der Ball so dreckig, die Fußballspielerin aber makellos sauber? Und warum ist beim ZDF bitteschön niemandem aufgefallen, wie klischeebeladen dieser Spot ist?
Zu Frage eins ließen sich eine Menge Mutmaßungen anstellen, die meisten mit dem Ergebnis, dass den Machern wohl nicht bewusst war, dass beim Fußball schmutziger Ball und schmutzige Klamotten meist gemeinsam auftreten. Und bei Frage Nummer zwei, ja, was soll man dazu sagen? Vielleicht dem Machwerk mit Ironie begegnen, so wie in dieser Reaktion auf Twitter:
Oder aber, man könnte einfach jedwede Ironie fahren lassen und sagen: Liebes ZDF, das ist ein dumpfes Filmchen, das an die späten achtziger Jahre erinnert, als die DFB-Frauen für ihren EM-Titel mit einem Kaffee-Service der Firma Villeroy & Boch belohnt wurden. Gewiss sollte dieser Spot witzig sein und ein bisschen "mit den Klischees spielen", wie man so sagt. Nur leider ist er gegenüber den Sportlerinnen schlichtweg unsensibel.
Anmerkungen:
- Am Freitag, 12. Juli, war der Spot Thema im ZDF-Morgenmagazin. ZDF-Social-Media-Experte Michael Umlandt las ein paar kritische Twitterkommentare vor und auch Chefredakteur Peter Frey äußerte sich zu dem Clip - immerhin drei Tage, nachdem in der Öffentlichkeit der Ärger darüber begonnen hatte. Frey: "Ich finde, wir sollten es mit der Political Correctness nicht übertreiben." Nach einigem Geschwurbel darüber, dass es doch Ziel eines solchen Clips sei, Interesse zu erwecken, was doch auch gelungen sei, schloss Frey mit den Worten: "Für mich ist die Sache damit erledigt." Toll, wenn sich der Chefredakteur eines gebührenfinanzierten Senders so ernsthaft mit der Kritik der Beitragszahler auseinandersetzt! Den aufschlussreichen Beitrag aus dem Morgenmagazin gibt es hier zu sehen (das Statement von Chefredakteur Frey beginnt bei Minute 2:05).
- Mittlerweile kursiert eine abgewandelte Version des Videos auf Youtube. Am Ende des Clips sind keine Frauenbeine auf einer Waschmaschine zu sehen, sondern ein Mann, der mit nacktem Oberkörper bügelt. Hochgeladen wurde das Video am Freitagabend vom ZDF.