ZDF-Serie "Just Push Abuba":Welcome to Kreuzberg!

Just push Abuba

Lieber noch nicht erwachsen werden: Lucia (Elli Tringou, r.) und ihre Gäste heißen Feierwütige willkommen.

(Foto: Florian Mag/ZDF)

Doch, es geht: Auch junge deutsche Autoren können pointierte Dialoge für ein internationales Publikum schreiben. Die ZDF-Produktion "Just Push Abuba" erzählt aus einer Berliner WG - produziert für Youtube.

Von Anna Steinbauer

"Abuba" steht an der Klingel der WG. Wer Abuba ist, wissen die drei Protagonisten der sechsteiligen Serie Just Push Abuba nicht genau. Es ist ihnen auch egal: Sie haben in ihrer chaotischen Berliner WG akutere Sorgen als ein Türschild mit dem Namen eines unbekannten Vormieters. Aus Geldnot vermieten der smarte Toni, die flirty Griechin Lucia und der wortkarge Joon unter der Hand ein Zimmer an skurrile Gäste aus aller Welt, die das WG-Leben durcheinanderbringen. Den aus Euro-Paletten zusammengehämmerten und mit einem Vorhang abgetrennten Verschlag als Zimmer zu bezeichnen, ist zwar fast euphemistisch. Dennoch sind die drei regelmäßig ausgebucht: Berlin ist in, die Touristen willig und der Wohnraum knapp.

Just Push Abuba ist eine für das Netz produzierte Komödie, die mit viel Selbstironie den Berlin-Hype anhand des Mikrokosmos einer Kreuzberger WG entlarvt. Die Serie wurde im TV-Labor "Quantum" der ZDF-Redaktion "Das kleine Fernsehspiel" entwickelt, das auch schon die Emmy-prämierte Sitcom Familie Braun hervorgebracht hat. Neben Joon Kim im Hauptcast treten weitere Youtube-Stars wie Torge Oelrich alias "Freshtorge" auf. Just Push Abuba wurde mehrheitlich auf Englisch gedreht und wird ohne Geoblocking auf Youtube veröffentlicht, einen Monat später folgt die Fernsehausstrahlung: Das ZDF richtet sich damit erklärtermaßen an ein internationales, junges Publikum.

Die simple Struktur von Abuba geht hervorragend auf: In jeder Folge, die zwischen sieben und neun Minuten dauert, kommt ein neuer Gast in die WG. Dort mieten sich etwa ein US-Bloggerpärchen auf der Suche nach der besten Party, ein schwedischer Transgender-Regisseur, ein Psychoanalytiker und ein angesagter Berghain-DJ ein. In den sehr unterhaltsamen Folgen erfährt man aber vor allem einiges über die Lebens- und Leidenssituation der Gastgeber.

Sie alle sind nicht mehr ganz jung und befinden sich in der typischen Berlin-Blase: viel Party, kein Geld und ständig auf der Suche nach sich selbst. "Die Gäste werden zu einer Art Verstärker oder Lupe, die die Probleme der drei Figuren offenlegen", so Headautor Niko Schulz-Dornburg, der mit Jana Burbach (Bad Banks) und Wiktor Piatkowski die Idee zu der Serie hatte. "Es geht darum, wie lange man diese Art von Leben führen kann und ob man doch irgendwann erwachsen wird." Eine leichte Melancholie schwingt stets mit und verleiht vermeintlichen Belanglosigkeiten Tiefe und Ernsthaftigkeit. Bis zur nächsten Pointe, bei der man sich darüber amüsiert, wie Toni sich in Post-Gender-Theorien verstrickt oder die Mitbewohner den coolen Berghain-DJ mit einem Obdachlosen verwechseln. Die Serie ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch junge deutsche Autoren gibt, die pointierte Dialoge schreiben können und dass ihr Humor auch dann funktioniert, wenn er sich an ein internationales Publikum wendet. Abuba ist der Türöffner für den hippen Berlin-Kosmos. Ob Abuba jemals vorbeikommt? Auf der Berghain-Gästeliste steht er jedenfalls.

Just Push Abuba, auf YouTube.

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