ZDF-Sendung "Aspekte":Auf dem Weg ins Unkonventionelle

ZDF-Kulturmagazin mit neuer Moderatorin

Katty Salié soll nach Angaben des ZDF bei Aspekte bleiben. Aber eine Doppelmoderation wäre möglich.

(Foto: Sebastian Kahnert/picture alliance/dpa)

Mehr Sendezeit und Talkgäste: "Aspekte" bekommt nach fast 50 Jahren einen Relaunch. Damit könnte die ZDF-Kultursendung zum Experimentierfeld werden.

Von Claudia Tieschky

Das ZDF-Magazin Aspekte gibt es seit 1965, es ist eine der ältesten Kultursendungen im deutschen Fernsehen - und hat vielleicht gerade deshalb immer recht elegant die Balance gehalten zwischen Hoch und Hach, zwischen Anspruch und Spektakel, das Kultur eben auch immer ist.

Nun, im 48. Jahr, soll Aspekte umgebaut werden, wie ZDF-Kulturchef Peter Arens am Freitag bekannt gab. Moderatorin Katty Salié, die seit Anfang 2012 durch die Sendung führt, werde aber auf jeden Fall bleiben, Tobias Schlegel als zweite Kraft auch. Das renovierte Kulturformat wird im November starten. Um mehr Quote gehe es nicht, sagt Arens, denn: "Kultur ist im ZDF nicht verhandelbar". Das ist schön, oder jedenfalls schön gesagt.

Der Teil der Veränderung, der im Quotenfernsehen vermutlich am schwierigsten durchzusetzen war, besteht aus 15 Sendeminuten mehr für Aspekte - das sind dann unterm Strich zwar immer noch bloß 45 Minuten am Freitagabend um 23 Uhr, aber es erlaubt eine gewisse Öffnung der Machart, die vermutlich aber noch in mehreren Piloten erprobt wird.

Aber die Form folgt auch im Fernsehen der Funktion. Und in diesen Zeiten heißt das eben nun mal: Talk auf allen Kanälen. Die ZDF-Kultur besteht am Freitagabend jedenfalls künftig nicht mehr aus der altbekannten Abfolge von Filmen und Studiomoderation. Stattdessen spielt die Sendung dann vor Studiopublikum und es kommen Gäste, die zu Themen der Filmbeiträge etwas Vertiefendes zu sagen haben. Als reinen Kulturtalk will Arens die Neuheit nicht verstanden wissen, aber es ist auch klar, dass am Freitagabend die etwas anspruchsvolleren, bürgerlichen Gesprächsrunden wie die NDR Talkshow, 3nach9 (Radio Bremen) Plasberg persönlich (WDR) die Stimmung der Zuschauer gut treffen.

Auch im ZDF dürfte man das bemerkt haben. Vermutlich werden nun allerlei Varianten durchgespielt, bis die Sendung ihre Form findet, auch eine Doppelmoderation ist denkbar. Allerdings ist noch in Erinnerung, wie gehetzt es oft in der dann abgesetzten Büchersendung Die Vorleser zuging. Für Aspekte heißt das: Auch die tollste Ambition muss in 45 Minuten passen. Eine zweite Halbzeit gibt es nicht.

Dem Projekt könnte jedenfalls zugute kommen, dass einer dahintersteht, der zu den Erfahrensten des unkonventionellen Fernsehens gehört. Redaktionsleiter Daniel Fiedler - der vor zweieinhalb Jahren in dieser Funktion installierte Christhart Läpple taucht auf der Homepage der Redaktion nicht mehr auf - war in Berlin Verlagsdramaturg und Theatermacher; und er hat eine sehr lebensnahe Vorstellung davon, wie Kulturfernsehen populär sein kann, ohne vulgär zu werden.

Fiedler leitet die fusionierte Berliner Kulturabteilung des ZDF und war nach seiner Theaterphase unter anderem für den Aufbau des Jugendkanals ZDF Kultur zuständig. Der wird zwar eingestellt, aber vermutlich als das experimentierfreudigste Fernsehen in die Mediengeschichte eingehen, das je eine öffentlich-rechtliche Anstalt unter die Leute gebracht hat. Das kann Aspekte gut tun, auch wenn Fiedler jetzt natürlich ein etwas bürgerlicheres Fernsehen verantwortet.

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