ZDF:Schlimmer wohnen

Silke und Stefan ziehen mit den Kindern aufs Land. Im neuen Heim beginnt der Horror: Wasserrohrbruch und einstürzende Dachbalken. Schöner Stoff, aber ein bisschen hohl, die Handwerker-Komik im ZDF.

Von Annika Domainko

Es gibt Sätze, die man von bestimmten Menschen in bestimmten Situationen wirklich nicht hören möchte. Wenn der Klempner bis über den Ellenbogen in den überquellenden Sanitäranlagen des gerade gekauften Traumhäuschens steckt, dann gehört die vorsichtige Nachfrage, ob man denn vorm Kauf keinen Gutachter durchs Haus geschickt habe, sicher dazu.

Für die Protagonisten von Handwerker und andere Katastrophen ist das nur der Anfang. Das Ehepaar Silke (Tanja Wedhorn) und Stefan (Oliver Mommsen), sie Grundschullehrerin, er Klinikarzt, hat seinem überteuerten Kiez den Rücken gekehrt, um Sohn Jacob (Leopold Schill) und Baby Nummer zwei auf dem Land großzuziehen. Die Mietwohnung in der Stadt ist bereits gekündigt und zur Besichtigung freigegeben, als pünktlich zum Umzugstermin die Handwerker absagen und das Vorstadtidyll ohne funktionierende Elektrik und mit kopfgroßen Löchern in tragenden Wänden zurücklassen.

"Also, das hatten wir auch noch nicht", würde Tine Wittler sagen. Hilfe naht in diesem Fall aber nicht in Form von RTLs Rundum-sorglos-Paket Einsatz in vier Wänden. Sondern von Stefans Operationstisch. Bauleiter Panter (Jürgen Tarrach), der sich dank Stefan und Kollegen von einem Herzinfarkt erholt, möchte sich erkenntlich zeigen und springt kurzerhand ein.

Ein Bauleiter, der es quasi per Attest ganz besonders ruhig angehen lassen muss - die Stereotype hören hier noch lange nicht auf. Silkes Nervenzusammenbrüche, die den Schwangerschaftshormonen zugeschrieben werden, ausländische Handwerker, die weder Deutsch noch handwerken können, ein zwielichtiger Ebay-Händler namens Ricky 666, der zwar eine Spitzenbewertung auf dem Portal hat, seine überteuerten Jugendstil-Türklinken aber dennoch nicht innerhalb der gesetzlichen Frist zurücknehmen möchte.

Handwerker und andere Katastrophen
(Foto: Julia von Vietinghoff/ZDF)

Natürlich mischen sich auch die Eltern des Paars mit gut gemeinten Ratschlägen ein. Es gibt zwei ganz, ganz liebe Schwule, eine blonde Krankenschwester, die sich an Stefan ranmacht, einen weibstollen Chefarzt mit Pornobrille - und dass Silkes Wehen während eines erneuten Wasserrohrbruchs einsetzen, versteht sich fast schon von selbst.

Regisseur Matthias Steurer (Immer wieder anders, Vier kriegen ein Kind) lässt holzschnittartige Figuren auftreten, die wirklich charmant daherkommen, aber vor lauter Situationskomik manchmal, um im Handwerksjargon zu bleiben: ein bisschen hohldrehen. Andererseits, wer würde das nicht zwischen einstürzenden Dachbalken und Heizungen, die Stromstöße verteilen? Wer das Grauen des Heimwerkens kennt: Steurers Slapstick bietet 90 entspannte Minuten lang die Gelegenheit, der eigenen Schöner-wohnen-Apokalypse zu entfliehen.

Handwerker und andere Katastrophen, ZDF, 20.15 Uhr

Trailer

Den Trailer zu "Handwerker und andere Katastrophen" finden Sie hier.

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