ZDF-Provinzkrimi:Schaufel drüber

Das Dorf der Mörder

Die Suche nach dem Täter führt Beara in das verschnarchte Heimatdorf von Charly Rubin.

(Foto: Julia Terjung/ZDF)

In "Das Dorf der Mörder" ermittelt eine junge Polizistin auch nach einem Geständnis weiter. Ein düsterer Film mit Anlaufschwierigkeiten.

Von Karoline Meta Beisel

Man kann der Berliner Polizei wahrlich nicht vorwerfen, dass sie sich im Tierreich nicht auskennen würde. "Wir müssen die Pekaris da rausschaffen", sagt Polizeiobermeisterin Beara. Ein Pekari, das nur für den nicht so tierweltgewandten Leser, sieht aus der Ferne aus wie ein Wildschwein, ist aber keines, sondern eben ein Pekari, das vor allem in Süd- und Mittelamerika heimisch ist. Im Pekarigehege des Berliner Tierparks ist ein Leichnam entdeckt worden - oder jedenfalls das, was die Tiere von ihm übriggelassen haben. Die Pekaris muss man kennen, Das Dorf der Mörder setzt die Kenntnis des Begriffs voraus. Ansonsten wird dem Zuschauer aber das meiste noch mal ausdrücklich erklärt, an manchen Stellen zu viel.

Das ist schade, denn eigentlich hat der nach Motiven des gleichnamigen Romans von Elisabeth Herrmann entstandene Film des Regisseurs und Drehbuchautors Niki Stein viel von einem guten Krimi: einen grausigen Mord, ein düsteres Geheimnis in der Provinz, die ja bekanntermaßen die düstersten aller Geheimnisse birgt. Und in Alina Levshin als ambitionierter junger Polizistin Sanela Beara eine hervorragende Hauptdarstellerin. Jürgen Tarrach spielt ihren erfahrenen Kollegen, Kommissar Gehring, zwischen Fürsorge und Herablassung - ein schön schmuddeliges Gegenstück: Pferderennen, Machoattitüde, devote Assistentin und so weiter.

Der Krimi kommt allerdings schon zu Beginn nicht richtig in Fahrt, wenn die leicht verständliche Tatsache, dass die Schweine an der Leiche geschmaust haben, breitgetreten wird.

Beara: "Hier entlang!"

Gehrings Assistentin: "Aber das Gehege ist doch dahinten?"

Beara: "Ja. Aber die Tiere sind jetzt in ihrem Stall."

Gehring: "Die Tiere interessieren mich nicht. Ich will zur Leiche."

Beara: "Ja, da ist auch die Leiche. Also - ein Teil davon. Ein Teil liegt noch im Gehege verstreut. Das meiste ist aber in den Mägen der Tiere. Und die sind jetzt im Stall."

Das erinnert an Loriot. Aber die Geschichte, die folgt, ist blutig. Ihren zweiten Anfang nimmt sie damit, dass Polizistin Beara von der suizidalen Tierpflegerin Charly Rubin (Anna Loos) mit der Schaufel eins drüber bekommt und im Krankenhaus erwacht. Charly hat auch den Mord aus dem Tierpark gestanden, an einem gewissen Horst Leyendecker. Beara ermittelt trotzdem weiter: Ganz offensichtlich glaubt sie dem Geständnis nicht. "Charly Rubin war es nicht!", sagt sie. "Vielleicht weiß sie, wer es war, und will den Täter decken!"

Die Suche nach dem Täter - und da wird die Geschichte dann doch noch spannend - führt Beara in das verschnarchte Heimatdorf von Charly Rubin. Der heruntergekommene Gasthof dort kann es mit jedem unheimlichen Inn aus dem amerikanischen Kino aufnehmen, inklusive Psycho-hafter Duschszene.

Schade, dass sich Niki Stein nicht auch sonst ein Beispiel an Psycho-Regisseur Alfred Hitchcock genommen hat. Der sagte nämlich mal, dass Dialog nicht mehr als ein Geräusch aus Mündern von Menschen sei, deren Augen die Geschichte mit Bildern erzählen.

Das Dorf der Mörder, ZDF, 20.15 Uhr.

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