Süddeutsche Zeitung

Fernsehjournalismus:Birte Meier wechselt zu RTL

Die ZDF-Journalistin kämpfte vor Gericht für Lohngleichheit. Nun geht sie mit zwei Kollegen zur privaten Konkurrenz. Über ihre neuen Pläne.

Von Verena Mayer

Die ZDF-Journalistin Birte Meier, die lange für das Magazin Frontal 21 tätig war und ihren Sender wegen Lohnungleichheit verklagte, hat einen neuen Job. Sie wechselt zu RTL. Zusammen mit Manka Heise und Christian Esser, die ebenfalls vom ZDF-Magazin Frontal 21 kommen, wird sie vom Sommer an in Berlin eine "Investigativ-Unit" aufbauen, wie der Sender RTL am Montag mitteilte. Stephan Schmitter, der Geschäftsführer von RTL News, zählt die drei Neuzugänge zu "den besten ihres Metiers".

Die Personalie steht zum einen für den neuen Kurs des Senders RTL. Der wirbt schon seit einiger Zeit namhafte Journalistinnen und Journalisten von den öffentlich-rechtlichen Sendern ab, vor einem Jahr war die ARD-Tagesthemen-Moderatorin Pinar Atalay zur Mediengruppe RTL Deutschland gewechselt. Nun wechseln gleich drei Investigativ-Journalisten vom Frontal-21-Team zum Kölner Sender. Davon sollen die investigativen Formate des Senders profitieren, aber auch das Magazin Stern, das inzwischen ein Teil von RTL ist und sich derzeit ebenfalls neu aufstellt.

Zum anderen steht die Personalie aber auch für ein Stück Rechtsgeschichte. Denn 2015 hat die Reporterin das ZDF wegen Lohnungleichheit verklagt, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie weniger verdiente als die Männer, mit denen sie zusammenarbeitete. Das Verfahren ging durch mehrere Instanzen, die Klage wurde unter anderem mit der Begründung abgewiesen, Meier sei freie Mitarbeiterin und ihr Gehalt nicht mit Festangestellten vergleichbar. Aber Meier erlangte auch einen Sieg, der im Arbeitsrecht als wegweisend angesehen wird: Sie erstritt das Recht, auch als freie Mitarbeiterin nach dem Entgelttransparenzgesetz Auskunft über die Gehälter der männlichen Kollegen zu bekommen. Dieses sah das Gesetz eigentlich nur für fest angestellte Arbeitnehmende vor.

Birte Meier, die beim ZDF zuletzt Dokumentationen produzierte, soll crossmedial für den Sender RTL arbeiten und dabei, wie es der Chefredakteur des Stern formuliert, "relevante Themen setzen, über die Deutschland spricht". Meier selbst schrieb auf Twitter, sie freue sich darauf, mit ihren "Lieblingskolleg*innen große investigative Geschichten zu recherchieren".

Das Verfahren in Sachen Lohnungleichheit läuft indessen weiter. Das Gericht hatte Meiers Klage abgewiesen, da sie nicht habe nachweisen können, wegen ihres Geschlechts schlechter bezahlt worden zu sein, und auch die Revision wurde nicht zugelassen. Dagegen hat Meier erst eine Nichtzulassungsbeschwerde eingebracht, und, nachdem diese abgelehnt worden war, Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht eingelegt. Über diese wurde noch nicht entschieden.

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