ZDF-Krimi:Böses Erwachen

Der 7. Tag

Sybille Thalheim (Stefanie Stappenbeck) hat geschworen, ihren Mann umzubringen. Jetzt ist er tot, und sie weiß nicht: War sie es?

(Foto: Roland Suso Richter/ZDF)

Sybille Thalheim hat geschworen, ihren Mann umzubringen, falls der nochmal auftaucht: Er nahm das Geld und ließ sie sitzen. In dem ZDF-Thriller "Der 7. Tag" ist der Ehemann auf einmal wirklich tot. Aber Sybille Thalheim weiß nicht: War sie es?

Von Hans Hoff

Man weiß nicht, wie die eigene Reaktion ausfiele, erwachte man in einem Hotel, nackt auf blutverschmierten Laken, und hielte gleich darauf ein blutverschmiertes Küchenmesser in der Hand. Was würde man tun, wenn auch noch etliche Polizeiwagen vor der Tür stünden? Würde man auch an Flucht denken, weil man nur bruchstückhaft ahnt, was in der Nacht passiert ist? Man weiß es nicht, und deshalb ist es Sybille Thalheim abzunehmen, dass sie in dieser Lage Hals über Kopf flieht und Schutz bei Freunden sucht. Weil sie die Dinge selbst klären will und weil dieser von Roland Suso Richter inszenierte Film andernfalls wohl gleich wieder zu Ende wäre.

Im Nachbarzimmer liegt derweil Thalheims vor anderthalb Jahren spurlos verschwundener Mann erstochen herum. Als er sich damals mit 20 Millionen Euro davonmachte und seine schwangere Frau wortlos verließ, hatte diese geschworen, ihn umzubringen, sollte er je wieder auftauchen. Nun ist er tot, sie hat Blut an den Händen und muss herausfinden, was geschah.

Der 7. Tag ist ein Krimi, der sich nie recht entscheiden kann, ob er nun Thriller sein will oder doch eher ein analytisches Stück, in dem die Hauptfigur über 90 Minuten ihr eigenes Weltbild rekonstruiert und dabei mehrmals in Lebensgefahr gerät. Die Frage, wem man noch trauen kann, wenn man alles verloren hat, treibt diesen nach dem gleichnamigen Roman von Nika Lubitsch in Szene gesetzten Film voran. Er entwickelt dabei mit zunehmender Dauer einen starken Sog, auch wenn er im letzten Viertel alle Spannung fahren lässt und sich zum reinen Erklärstück wandelt.

Leider trüben ein paar sehr offensichtliche Schwächen das Thriller-Vergnügen. Da ist zum einen die Kameraarbeit, die mit zu viel gewollter Unschärfe und zu vielen Gegenlichtaufnahmen eine eher diffuse Atmosphäre schafft. Das soll natürlich das Nebulöse in der Geschichte sichtbar machen, gerät aber wegen exzessiven Einsatzes streckenweise ins Manieristische. Die Erzählstruktur ist mit unzähligen Rückblenden ausgefüttert, in denen erklärt wird, warum die Menschen so handeln, wie sie gerade handeln. Und aus unerfindlichen Gründen ist das Verhältnis des mit Josefine Preuß und Henning Baum überprominent besetzten Ermittlerpärchens so angelegt, als wäre dieser Film nur der Pilot für eine Serie - so als gäbe es in der Zukunft noch viele Folgen, in denen beide in Ruhe ihre Beziehung klären könnten.

So bleibt die Hauptlast an Stefanie Stappenbeck hängen, aber die wuppt das Ding beinahe im Alleingang über die Schwächen hinweg. Sie gibt ihrer Sybille Thalheim Kontur, lässt sie pendeln zwischen unbeschwert und mitten in der Hölle. Ihr ist es zu verdanken, dass man künftig genau weiß, was zu tun wäre, wachte man in blutverschmierten Laken auf.

Der 7. Tag, ZDF, 20.15 Uhr.

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