ZDF:Dackel im Labor

Das Publikum entscheidet mit: Beim neuen "TV Lab" soll das Internet ins Fernsehen kommen - erst mal sind da vor allem eine Menge Sprüche.

Von Fabian May

William Cohn, der Fernsehonkel mit der Helmut-Kohl-Brille und aktuell bei ZDF Neo Moderator der Sendung TV-Lab, lächelt hintergründig in die Kamera und sinniert so vor sich hin: "Wenn es nur etwas gäbe, bei dem ich selbst entscheiden könnte, was 2016 im Fernsehen läuft . . ." Natürlich spricht er da im Grunde das aus, was das ganze Format will: Es geht darum, dass vier Teams von Web-Filmemachern, also Leute, die schon einen Namen haben im Internet, eine Aufgabe umsetzen müssen, deren Resultat dann im ZDF zu sehen ist. Im besten Fall ist das nicht die sonst gewohnte Art Fernsehen, sondern etwas Neues, nie Gesehenes. Einen Clip hat Cohn dann verlangt, von vier bis acht Minuten, in knapp einer Woche, die Teams haben weitgehend freie Hand bei der Umsetzung, sollen aber ihre Fans einbeziehen. Das Thema: "Mutprobe - für eine Hand voll . . ."

Mit Periscope wurde an diesem Montag gestreamt, wie die Teams das Thema erfuhren und in ihrer Webgemeinschaft zur Debatte stellten: In Sekundenschnelle kommt dann von Usern aus dem Netz der Vorschlag: " . . . Gummibärchen". Wenige Minuten darauf gibt es ersten Szenenapplaus für "xXSakugaXx", der/die gepostet hat: "für eine Hand voll Niveau".

So sieht es also aus, das neue TV Lab, die jährliche Ideenwerkstatt von ZDF Neo. Stimmten die Zuschauer in den vergangenen Jahren noch ganz klassisch über vorproduzierte Show-, Familien- und Comedyserienpiloten ab, darf sich das Publikum diesmal von Sekunde eins an in die Produktion einmischen. Was sich das ZDF von dieser Öffnung und Sichtbarmachung der Stoffentwicklung verspricht: Neo-Projektleiter Slaven Pipić sagt, er finde es "sehr, sehr spannend, Online-Entertainern dabei zuzusehen, wie sie Content entwickeln". Pipić möchte auch mehr Formate, die von der Logik des Netzes bestimmt sind - selbst wenn sie dann später im TV laufen. Konsequenterweise ist die erste Woche (Produktion) nur im Web auf tvlab.zdfneo.de zu sehen; in der zweiten Woche, wenn über die Ergebnisse abgestimmt wird, darf dann auch das Fernsehen dazustoßen und die vier Clips zeigen. Davon soll das öffentlich-rechtliche ZDF profitieren.

Sechzehn von ZDF Neo so bezeichnete "Internet-Persönlichkeiten" treten also nun an, laut Sender allesamt "kreative Köpfe mit Produktions-Know-how und Social-Media-Expertise". Die Teams sind von vier Webvideo-erfahrenen Produktionsfirmen zusammengestellt; sie heißen "Drama Dackel" (Dropout Films), "It's A Lab" (Warner Bros.), "Stars aus der Tube" (HitchOn) und "Three And A Half Girls" (Strandgutmedia). Petra Mayer etwa, heißt es in ihrem Kurzporträt, "lässt sich als einziges Mädel im Team nicht unterkriegen und hält das Team mit Humor und einer gesunden Prise Selbstironie bei Laune". Und Fabian Siegismund erklärt Slam-steil: "Für die Kunst ist er sich nicht einmal zu schade, vor der Kamera Zeugnisse vollzukotzen, Knochen zu brechen und Haare anzuzünden."

Da ist alles drin. In Woche eins müssen die Teams erst mal, wie Pipić es nennt, "einen Buzz um sich generieren". Und gute Ideen haben, um ihren steilen Ansagen gerecht zu werden: "Kirstin Warnke (3 And A Half Girls) packt das Fernsehen bei den Hörnern und Senderchefs am Gemächt". Pipić sagt, er wünscht sich, dass es "anarchisch, neu und modern wird"

Das TV-Lab; ZDF Neo und auf tvlab.zdfneo.de, bis 15. November Clip-Entwicklung, Zusammenfassungen online auf zdfneo.de. 16. bis 23. Nov.: Publikums-Abstimmung online. 17. bis 20. Nov.: auf ZDF Neo, jeweils gegen 20.05 Uhr.

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