Z: The Beginning of Everything:An seiner Seite

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Die "Roaring Twenties": In der Serie "Z: The Beginning of Everything" spielt der einstige Kinderstar Christina Ricci die Autorin Zelda Fitzgerald, Frau des Schriftstellers F. Scott Fitzgerald. Die Geschichte des Jazz-Age-Partygirls endete tragisch.

Von Patrick Heidmann

"Comeback?" Christina Ricci zuckt mit den Schultern, als das Gespräch auf ihre Rückkehr ins Rampenlicht kommt. "Ich war doch nie weg!" In gewisser Hinsicht hat die Schauspielerin damit schon recht: Seit sie 1990 im Alter von zehn Jahren in der Kinokomödie Meerjungfrauen küssen besser als Tochter von Cher zu Hollywoods kulleraugigstem Kinderstar der Neunziger wurde, war sie immer gut im Geschäft. Sie spielte zum Beispiel das leichenblasse Töchterchen Wednesday in den Addams Family-Filmen, als junge Erwachsene war sie auch in Kultfilmen wie Ang Lees Der Eissturm zu sehen .

Ein Jazz-Age-Partygirl wurde zur Ikone des Feminismus erklärt

Richtig ist aber auch, dass sich der Erfolg in den vergangenen Jahren nicht mehr so recht einstellen wollte; sie drehte vor allem Flops. Um nun, mit 36 Jahren, das Ruder noch mal herumzureißen, griff Ricci zu einer Methode, derer sich dieser Tage immer mehr Schauspieler bedienen: Sie stellte ihr Traumprojekt kurzerhand selbst auf die Beine. Immer wieder fiel bei Meetings mit Produktionsfirmen der Satz, sie solle sich melden, wenn sie auf eine verfilmenswerte Geschichte stoße. "Irgendwann habe ich das mal wörtlich genommen und klopfte tatsächlich mit einem Buch unter dem Arm an der Tür", sagt Ricci. Es war die Biografie von Zelda Fitzgerald. Sie sagt: "In der Vergangenheit hatte es nie geklappt, wenn ich Produzenten von Ideen vorschwärmte. Doch dieses Mal wollte ich um jeden Preis, dass die Sache Realität wird - und ich diese Rolle übernehme." Die Suche von Sendern und Streamingdiensten nach immer neuen Serienstoffen öffnet bei Programmchefs auch Türen, die früher womöglich verschlossen geblieben wären.

Tatsächlich spielt Ricci in der Amazon-Serie Z: The Beginning of Everything nun nicht nur die Autorin Zelda Fitzgerald, die Ehefrau des Schriftstellers F. Scott Fitzgerald, sondern ist auch als Executive Producer beteiligt. "Das heißt für mich, dass ich mich in jede Konversation einmische, egal ob es um die Kostüme oder das Catering geht", beschreibt sie ihre Rolle bei der sichtlich aufwendig und mit vielen historischen Details produzierten Serie.

Ursprünglich hatte sich Ricci die Verfilmung von Fitzgeralds Lebensgeschichte als Dreiteiler vorgestellt, doch als Amazon als Partner mit an Bord kam, wünschte man sich dort ein klassisches Serienformat: Die erste Staffel umfasst nun zehn Folgen mit jeweils knapp 30 Minuten. Also genug Raum für ein einigermaßen facettenreiches Porträt der Südstaatenschönheit Zelda Sayre, die jahrzehntelang bloß als Anhängsel ihres zu frühem Ruhm gelangten Schriftsteller-Ehemanns und als daran tragisch geendetes Jazz-Age-Partygirl gesehen wurde, bevor sie in den Siebzigerjahren als vom Patriarchat unterdrückte Frau zur Ikone des Feminismus erklärt wurde.

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Visuell ist Z: The Beginning of Everything, dank viel Liebe zum Detail in Kostümen und Kulissen, prächtig anzusehen. Christina Ricci spielt ihre Figur mit breitem Südstaatenakzent, was als Grund zum Einschalten schon ausreicht. Nur darüber, dass die Drehbücher den bisweilen widersprüchlichen Abgründen, die in Zelda Fitzgerald schlummerten, nie ganz habhaft zu werden scheinen, darüber kann auch sie nicht immer hinwegtäuschen.

Christina Ricci hat sich Distanz bewahrt zu ihrer Hauptfigur, der sie eine ganze Serie widmen wollte: "Einerseits war sie tatsächlich eine Rebellin, ganz einfach weil es damals viele Regeln und Erwartungen gab, gegen die man als selbstbewusste Frau rebellieren musste. Andererseits hat sie letztlich mehr Geschrei um alles gemacht, als wirklich dafür zu sorgen, als Schriftstellerin auf eigenen Beinen zu stehen." Zelda sei arrogant und beinahe faul gewesen, habe gehofft, dass ihr Aussehen und die richtige Partie ihr das Leben ermöglichen würden, von dem sie träumte. "Dass die Ehe mit F. Scott Fitzgerald sie letztlich einschränkte, war die Tragik ihres Lebens."

Das Verhältnis von Männern und Frauen in Hollywood lernte Christina Ricci als Produzentin noch einmal neu kennen. "Die Suche nach einem Schauspieler für die Rolle des F. Scott Fitzgerald machte mich einigermaßen perplex. Weil die Serie auf Zelda konzentriert ist und er über weite Strecken hier lediglich der Mann an ihrer Seite ist, gab es keinen einzigen namhaften Kollegen, der den Part auch nur in Erwägung gezogen hätte." Für Frauen sei es ja an der Tagesordnung, die ewige Begleiterin des Helden zu spielen. Am Ende übernahm die blässliche Rolle des legendären Schriftstellers der australische Newcomer David Hoflin.

Z: The Beginning of Everything , abrufbar bei Amazon.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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