Wenn Institutionen versuchen, für Demokratie und Politik zu begeistern, ist die Gefahr groß, dass das eher zum Gähnen als zum Wählen animiert, im schlimmsten Fall zum Fremdschämen. Glücklicherweise ist die Videoreihe Abdelkratie, in der Comedian Abdelkarim das für die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) versucht, selbstironisch. "Ich weiß: einige denken jetzt: Mach jetzt mal hier keinen auf Vorzeigemoslem, wählen ist öde und ändert nichts. Das habe ich früher auch gedacht, aber es stimmt nicht", sagt Abdelkarim und um das zu beweisen, erklärt er das Einmaleins des Grundgesetzes, der parlamentarischen Demokratie oder den Begriff von Volk und Rechtsstaat mit Sketch-Comedy. Der Spirit: Deutsche Demokratie abfeiern.
Abdelkarim ist bekannt für Kabarett, gewann 2018 den Deutschen Fernsehpreis für eine Politiksendung auf RTL 2 und war im vergangenen Monat in den Medien, nachdem er mit einem Kamerateam der ZDF-Heute-Show bei einem Dreh am 1. Mai in Berlin angegriffen wurde. Autoren der Heute-Show haben übrigens an den Witzen für Abdelkratie geschrieben.
Die Videoserie besteht aus zehn Folgen, die samstags auf Youtube erscheinen. Sie richtet sich an alle, die mit Politik bisher wenig zu tun haben. Besonders Jugendliche will das Format "abholen", wie man gerne sagt. Denn auch, wenn alles mit Legislative, Exekutive und Judikative trocken klingt: "Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen von euch, ob irgendwann Cannabis legalisiert wird." Oder, dass die Hälfte der Wähler über 50 sind und wenn die Jungen nicht wählen, die Alten über ihre Zukunft entscheiden. Abdelkarim macht dabei glaubhaft, dass Parteien obwohl unsexy etwas Gutes sind. Er schwingt sich in den wenigen Minuten langen Videos in Kostüme, berichtet etwa als Weihnachtsmann von Zeiten der absoluten Mehrheit in Parlamenten und dampft kurz darauf Linke, Grüne und CSU in einen Satz zusammen.
Abdelkratie ist tatsächlich lustige politische Bildung, die sich mit ein paar Tausend Klicks bei Youtube für die ersten drei Folgen aber noch kaum verbreitet hat. Dafür dankt eine Lehrerin in den Kommentaren für das gute Unterrichtsmaterial.