Tatort Kiel: "Borowski und das Meer":Borowski auf Tauchfahrt

Lesezeit: 2 Min.

Borowski ermittelt in Tiefseeforschungs-Kreisen. (Foto: NDR/Christine Schroeder)

Der "Wunsch-Tatort" ist diesen Sonntag "Borowski und das Meer" aus Kiel von 2014. Unser Kritiker fand den um die Tiefseeforschung kreisenden Whodunit-Plot etwas sperrig.

Von Holger Gertz

Diese Tatort -Kritik ist am 29. März 2014 in der Süddeutschen Zeitung erschienen. Aufgrund der Wahl zum Wunsch-Tatort wird der Film am 16. August noch einmal ausgestrahlt - SZ.de veröffentlicht die Kritik dazu erneut.

Einige der Fälle mit Axel Milberg sind Klassiker; "Borowski und der Engel", die beste Episode des Jahres 2013, war gerade für den Grimme-Preis nominiert. Kurzer Rückblick: Junge Frau verursacht mit Hilfe einer Katze einen Unfall, spielt sich als Retterin auf, kommt ins Fernsehen mit ihrer Geschichte, dreht noch ein bisschen an der Schraube, wird schließlich enttarnt. Eine Lügnerin, der man am Ende nicht mal glaubt, wenn sie die Wahrheit erzählt - während der Kieler Kommissar seinerseits durch eine Lüge ans Ziel kommt. "Borowski und der Engel" war eine Annäherung an das Thema "Wahrheit und andere Lügen". Sozusagen das Leitmotiv des Autors Sascha Arango, der die großen Tatorte mit Borowski geschrieben und den Figuren einen Charakter und eine nachvollziehbare Subjektivität gegeben hat, die irgendwie fehlt, wenn das Buch aus fremden Federn stammt.

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Der aktuelle Fall "Borowski und das Meer" ist von Sabine Derflinger (Regie) und Autor Christian Jeltsch, beide haben ausgezeichnete Sachen fürs Fernsehen gemacht, ihr Borowski allerdings wird eingeschworenen Borowskisten fremd vorkommen. Stichwort Figurenentwicklung: Arangos Borowski ist ein Seelenleser, schwer geerdet, er ist auf angenehme Art uncool mit seiner warmen Art der Lakonie.

Borowskis neue Lockerheit

Dieser auf Womanizer gestrickte Borowski hier soll dagegen flamboyant und locker sein, sehr locker brummt er also "Arschloch". Seine Ironie wirkt ehrgeizig, nicht beiläufig: "Wissen Sie, was ich an Ihnen so mag? Ihre Selbstlosigkeit", sagt der lockere Borowski. Der unlockere Borowski hätte womöglich nur Blicke sprechen lassen - wie ja, bei Arango, sehr oft sehr lange nicht geredet wird, ein Markenzeichen.

Im aktuellen Tatort kriegt der Tiefseelforscher Borowski es mit Tiefseeforschern zu tun, das Thema ist einigermaßen sperrig: Plünderung des Meeresgrundes, Kampf um Bodenschätze. Einer weiß was und wird auf einem Partyboot erschossen, die Leiche verschwindet im Meer und taucht erst später wieder auf, emporgetrieben durch die Energie der Fäulnisgase. Ein allenfalls solider Whodunit, der getragen wird von den Schauspielern, Karoline Eichhorn, Nicolette Krebitz und natürlich Milberg himself. Für dessen Kommissarfigur allerdings gilt: Nur Arangos Borowski ist der wahre Borowski. Wie man beim Fußball sagt: Es gibt nur ein' Rudi Völler.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

© SZ vom 29.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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