Mockumentary von RTL+:Koks auf dem Klo

Mockumentary von RTL+: Sieht doch ganz friedlich aus - noch. Lena (Lena Meckel, vorn) zu Besuch bei ihrem Freund David (David Helmut).

Sieht doch ganz friedlich aus - noch. Lena (Lena Meckel, vorn) zu Besuch bei ihrem Freund David (David Helmut).

(Foto: RTL+)

Die Mockumentary "Wrong - unzensiert" erzählt vom chaotischen Alltag in einer WG - lustig, schmerzhaft und zum Fremdschämen.

Von Clara Meyer

Der Nachteil am Leben einer mäßig erfolgreichen Bloggerin: So richtig viel Geld bringt das nicht. So fehlt es auch der Influencerin Melisa schon an 60 Cent, um den veganen Burger am Foodtruck zu bezahlen. Melisa (gespielt von Influencerin Melisa Dobrić) muss sich also was einfallen lassen: Sich als Nachhilfelehrerin ausgeben oder sich einen Tag lang von einem Kamerateam begleiten lassen. Und so kommt es auch, dass dieses Team live mitbekommt, wie eine Party in Melisas Wohngemeinschaft komplett aus dem Ruder läuft. Koks auf dem Klo und ein fälschlicherweise für tot erklärter Mitbewohner ("Das ist aber auch normal in einer WG"). Zwar wacht Nico (Nicolas Türksever) gerade noch rechtzeitig auf, bevor seine Freunde ihn in der Elbe entsorgen können, doch die Reporter haben längst alles im Kasten. Das Angebot: Einen Knebelvertrag, der die Bewohner verpflichtet, sich ein Jahr lang filmen zu lassen.

Wrong - unzensiert heißt die Mockumentary, die jetzt auf RTL läuft und den Alltagswahnsinn von Melisas WG begleitet. Hauptmieter David (gespielt vom Regisseur der Serie David Helmut) unterschreibt also zum Auftakt den Vertrag, denn sonst, so die Drohung, kommt raus, dass nicht seine Freundin Lena (Lena Meckel), sondern eine andere Frau vergangene Nacht mit ihm verbracht hat. Und los geht das Chaos. In Interviewsequenzen sprechen die WG-Bewohner und Besucher in die Kamera, sprechen von ihren Missetaten und Versäumnissen, von guten und schlechten Gedanken, wie das bezeichnend für Mockumentarys ist; eine fiktive Serie, die vorgibt, eine Dokumentation zu sein. Was RTL mit Wrong nun zum ersten Mal probiert, funktionierte bereits bei Stromberg oder jüngst Die Discounter.

Angst vor Körpersekreten und Fremdscham darf der Zuschauer nicht haben

Bei Wrong wurden die Dialoge nicht geskriptet und die Szenen nicht geprobt. "Skelettbücher" nennt sich das sehr reduzierte Prinzip, nach dem auch die Serie Jerks gemacht wird. Viel erinnert an das sehr erfolgreiche Format von Christian Ulmen, dessen fünfte Staffel bereits abgedreht ist. Nicht nur, dass Hauptmieter David unverkennbar Fahri Yardıms Rolle in Jerks ähnelt und alle Bewohner die echten Vornamen ihrer Schauspieler tragen, nein, in beiden Serien manövrieren sich die Protagonisten ständig in Situationen, die eigentlich nur schiefgehen können. Das löst ein schauderhaft-wohliges Fremdscham-Gefühl aus. Etwa dann, als die WG einen Obdachlosen bei sich aufnimmt und ihre Heldentat dann auf Instagram ausschlachtet. Der Grund für die Gastfreundschaft, wie sich herausstellt: Die betrunkene Melisa hatte zuvor versehentlich auf ihn gepinkelt.

Acht Folgen improvisieren sich die Darsteller also durch diverse Ekeleien, Hochstapeleien und Peinlichkeiten. Als "Wrong", also "falsch" empfindet man beim Zuschauen dieser Serie dann auch allerhand, als unzumutbar, moralisch verkehrt, schräg bis an die Schmerzgrenze. Wer Einblicke in diese Chaos-WG haben möchte, darf nicht vor Körpersekreten oder unangenehm nahen Sex-Aufnahmen zurückschrecken. Trotzdem ist die Serie harmloser als etwa Jerks, auch wenn Wrong, was den schwarzen Humor betrifft, durchaus mithalten kann. Zum Ende der letzten Folge sind die zwölf Monate Dreharbeiten noch nicht vergangen. Es ist also anzunehmen, dass das Chaos weitergehen wird.

Wrong, bei RTL+

Weitere Serienempfehlungen finden Sie hier.

Zur SZ-Startseite

Serien des Monats Februar
:Bittsteller und Bullshit-Jobs

Eine eisige Konzernchefin, das Leben der Ochsenknechts, DDR-Retro und Kanye West als Teilzeit-Wurst: die Empfehlungen der Redaktion.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: