Wotan Wilke Möhring als "Tatort"-Kommissar:"So nah am realen Leben wie möglich"

Wotan Wilke Möhring Tatort ARD, Kommissar

Wotan Wilke Möhring feiert in der Folge "Feuerteufel" Premiere als Tatort-Kommissar.

(Foto: NDR/Christine Schröder)

Als Verdächtiger war er schon ein paar Mal dabei, nun kehrt er als Kommissar in den "Tatort" zurück: Wotan Wilke Möhring bildet mit Petra Schmidt-Schaller das neueste Ermittlerteam in Hamburg. Ein Gespräch über Männerfreundschaften und junge, attraktive Kolleginnen.

Von Matthias Kohlmaier

Gerade erst kam sein Film "Das Leben ist nichts für Feiglinge" in die Kinos, nun folgt die Premiere als Tatort-Kommissar. An der Seite von Petra Schmidt-Schaller ermittelt Wotan Wilke Möhring in Hamburg. Dort werden reihenweise Autos angezündet - schließlich kommt eine Frau unter seltsamen Umständen ums Leben. Auf der Suche nach dem Täter muss sich Neu-Kommissar Möhring alias Thorsten Falke auch noch mit privaten Problemen herumschlagen.

SZ.de: Herr Möhring, Sie haben Ihre Figur, Thorsten Falke, maßgeblich mitentwickelt. Wie viel Wotan Wilke Möhring steckt in dem neuen Tatort-Kommissar?

Wotan Wilke Möhring: Da gibt es natürlich eine Menge Überschneidungen. Wenn man so intensiv bei der Entwicklung dabei ist, wie das bei Tatort-Kommissaren übrigens immer der Fall ist, passiert das ganz automatisch. Als herausstechende Gemeinsamkeiten empfinde ich, dass Falke wie ich aus dem Bauch heraus Entscheidungen trifft und sich von den Instinkten leiten lässt.

Was ist das Charakteristischste am neuen Tatort-Duo, Ihnen und Petra Schmidt-Schaller als Katharina Lorenz?

Wir wollen mit jedem Buch weiter an den Figuren arbeiten. Die zentrale Frage lautet: Was stellt der Fall mit dem Ermittler an? Dadurch werden wir in jeder Folge etwas Neues über die Kommissare erfahren.

Welche Punkte waren Ihnen bei der Konzeption Ihrer Rolle besonders wichtig?

Aufrichtigkeit, speziell den Freunden gegenüber. Durchhaltevermögen im Sinne davon, sich in einen Fall richtig zu verbeißen und das Privatleben beiseite zu lassen. Gleichzeitig muss man immer bedenken, dass Thorsten Falke selbst aus einem Problembezirk kommt. Er kennt sich auf der Straße aus. Deshalb weiß er in seiner Rolle als Kommissar genau, wen man wie was fragt, um an Informationen zu kommen.

Sie geben als Thorsten Falke über weite Strecken des Films den beinharten Kommissar. In der Freundschaft zu seinem alten Kollegen Jan Katz, gespielt von Sebastian Schipper, zeigt Falke aber mehrfach eine weiche Seite. Was bedeutet Freundschaft für Sie?

Es gibt Zeiten, in denen man die vielleicht intensivsten Freundschaften knüpft, gemeinsame Erfahrungen macht. Es ist bestimmt nicht alltäglich, einen guten Freund zu haben, davon gibt es bestenfalls einige wenige. Und noch wichtiger: Ab einem gewissen Alter kommen kaum noch richtig enge Freundschaften hinzu. Das geht Thorsten Falke ähnlich. Diese Beziehung, die er zu Jan Katz hat, geht weit über die Arbeit hinaus: Das sind einfach alte Kumpels. Deswegen fühlt er sich von Katz so verraten, nur weil der den Posten wechselt.

Knistern zwischen Kommissaren

Katz scheidet aus privaten Gründen aus, da er Vater wird und den gefährlichen Job auf der Straße nicht mehr machen will. Falke bekommt daraufhin eine junge Kollegin zur Seite gestellt, mit der er sich anfangs gar nicht abfinden will.

Sie wird ihm zugeteilt, ohne dass Falke dabei ein Wort mitreden darf. Damit wird sie gewissermaßen ein Teil des Verrats. Für den Zuschauer sollte in den betreffenden Szenen spürbar werden, dass Falke seinen alten Partner Katz vermisst. Das war mir persönlich sehr wichtig. Er hat aber gewiss kein Problem damit, dass sein neuer Kollege eine junge, attraktive Frau ist, die sich noch dazu keinesfalls devot verhält, sondern ihre Position recht offensiv verteidigt.

Falke lebt als Single und vermittelt den Eindruck, als sei für eine Beziehung in seinem Leben kein Platz. Welche Rolle spielen Frauen und Familie im Leben des Kommissars?

Er hat sich für den Moment ganz der Arbeit verschrieben. Thorsten Falke würde wohl sagen: Ich bleibe alleine, dann kann ich den Job so machen, wie er gemacht werden muss. Natürlich gibt es die Option, dass sich mit Katharina Lorenz etwas entwickelt, aber das muss sich in künftigen Episoden zeigen.

Schon in der ersten Folge nimmt Falke seine neue Partnerin mit zu sich nach Hause.

Wie gesagt: Ich würde auf keinen Fall ausschließen, dass zwischen den beiden noch mehr passieren wird, als unter Kollegen üblich. Sie zu sich nach Hause einzuladen, hat für Falke in meinen Augen aber einen anderen Grund. Die beiden sind jetzt ein Team und da ist es für ihn ganz natürlich, auch nach Feierabend Zeit mit seiner Kollegin zu verbringen. Eine Trennung zwischen Dienst und Privatleben existiert für Falke nicht.

Petra Schmidt-Schaller hat über die Zusammenarbeit des Kommissaren-Duos gesagt: "Er ist der Bauch, sie der Kopf."

Schöne Formulierung. Der Kopf, das ist die Akribie, die Analyse, das sind Vorschriften - alles nicht Falkes Welt. Zuvor hat Jan Katz, der als Falkes bester Freund auch in allen weiteren Folgen eine wichtige Rolle spielen wird, diese "Kopfarbeit" übernommen. Nun, da Katz weg ist, muss die neue Kollegin diese Aufgabe erledigen - und wird damit zum essenziellen Gegenpart für den intuitiv handelnden Thorsten Falke.

Zur weiteren Zukunft ihres Tatorts: Dieses Mal haben Sie in Hamburg ermittelt. Bleibt das auch in den kommenden Folgen so?

Nein, der nächste Fall spielt auf der Nordseeinsel Langeoog. Dort kommt wieder Jan Katz und seiner Familie eine zentrale Rolle zu und es gibt außerdem eine spannende Neupositionierung, die ich jetzt aber noch nicht rausposaunen darf. Wir sind also kein Tatort: Hamburg, sondern ein Tatort: Norddeutschland.

"Die Quote ist nicht meine goldene Kuh"

Sie waren schon einige Male im Tatort zu sehen, zuletzt im Dezember 2012. Was bedeutet es für Sie, jetzt selbst Kommissar zu sein?

Das ist spannend: Wenn man vor der Kamera steht, dann ist der Tatort ein Film wie jeder andere auch. Die Verpackung ist natürlich eine ganz besondere. Dass man als Schauspieler schon vor dem ersten Drehtag Glückwünsche bekommt, habe ich bisher nur beim Tatort erlebt.

In Ihrer Karriere als Schauspieler ist der Tatort das erste mehrteilige Format, für das Sie vor der Kamera stehen.

Das stimmt. Es braucht, glaube ich, eine gewisse Reife, um sich für so etwas entscheiden zu können. Sich für eine Reihe wie den Tatort zu verpflichten, hat schließlich immer etwas mit Lebensplanung zu tun. Nun sind es plötzlich wir, Petra und ich, die bleiben. Alle anderen, Regie, Kamera und so weiter, kommen und gehen. Ich habe es als Schauspieler noch nie erlebt, dass man eine Geschichte nicht zu Ende erzählen muss, sondern Charakteren die Möglichkeit geben kann, sich über viele Folgen weiterzuentwickeln.

Wotan Wilke Möhrings Permiere als Tatort-Kommissar

Neues Tatort-Duo im Norden: Petra Schmidt-Schaller und Wotan Wilke Möhring.

(Foto: NDR/Christine Schröder)

Welche Rolle hat der Tatort in Ihrem Leben vor dem Engagement als Kommissar gespielt?

Es ist nicht so, dass der Tatort die Leitplanke meines Lebens wäre. Aber natürlich ist das ein Format, das mich seit frühester Jugend begleitet.

In den vergangenen Wochen hatten Til Schweiger in Hamburg und Jan Josef Liefers in Münster mehr als 12,5 Millionen Zuschauer. Verspüren Sie einen Druck, ähnlich viele Menschen vor den Fernseher locken zu müssen?

Überhaupt nicht. Die Quote ist nicht meine goldene Kuh, das habe ich bei anderen Projekten schon bewiesen. Natürlich hängt jeder Film und jede Rolle auch davon ab, ob sich das fertige Produkt genügend Zuschauer ansehen. Trotzdem gibt es da keine festgeschriebenen Vorgaben, die Quote ist schließlich nicht planbar.

Abschließend noch ein kleines Gedankenspiel: Wenn Liefers in Münster für abseitigen Klamauk steht und Schweiger in Hamburg für knallharte Action - welche Begriffe würden Ihnen für Möhring in Norddeutschland als erstes in den Sinn kommen?

Realität, was den Fall betrifft und Wahrhaftigkeit, was die Darstellungsweise angeht. Falke ist einfach dieser Typus "grundehrlicher Straßenbulle". Fiktion bleibt beim Film zwar nie ganz aus, aber mir ist es wahnsinnig wichtig, dass unser Tatort so nah am realen Leben ist wie möglich.

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