Kein Licht brennt in diesem Wohnviertel von Khartum. Mal wieder ist in Sudans Hauptstadt der Strom ausgefallen. Doch die Bevölkerung protestiert trotzdem gegen die Militärregierung, die nach dem Sturz des langjährigen Staatspräsidenten Omar al-Bashir die Macht übernommen hat. Die Sudanesen wollen, dass eine zivile Regierung die Geschicke ihres Landes leitet. "Ich ging mit ein paar Kollegen zu einem Treffen von Oppositionellen. Es war stockfinster. Plötzlich fingen die Leute an zu klatschen und 'Thawra', das arabische Wort für 'Revolution', zu rufen", sagt der Fotojournalist Yasuyoshi Chiba. Mit ihren Handys hätten sie einen jungen Mann angeleuchtet, der ein bekanntes Protestgedicht rezitierte. "Ich war völlig fasziniert von seiner Mimik und Stimme." Der Japaner, der seit 2011 für Agence France-Presse fotografiert, war das erste Mal für einen Auftrag im Sudan, um dort die Protestbewegungen zu dokumentieren. Für sein Bild "Straight Voice" wurde er nun von der World Press Photo Foundation mit der Auszeichnung für das beste Pressefoto des Jahres 2020 geehrt. Chiba hat mit demselben Bild auch in der Kategorie "General News - Singles" gewonnen.
Vor allem in einer vielerorts durch Gewalt und Konflikte geprägten Zeit seien solch inspirierende Bilder wichtig, sagt der Juryvorsitzende Lekgetho Makola zum Siegerfoto: "Wir sehen diesen jungen Menschen, der nicht schießt, keine Steine wirft - sondern ein Gedicht aufsagt."