"Wishlist":App ins Verderben

Im Dezember startet die preisgekrönte Webserie mit der zweiten Staffel. Die Macher haben das Team ebenso verdoppelt wie die Drehtage. Auch die Folgen sind länger - jetzt sind es 25 statt 15 Minuten.

Von Sabine Maguire

Früher bemühte man für Wünsche den Flaschengeist. Oder man warf dem Teufel dafür seine Seele vor die Füße. Heute gibt's für so etwas eine App. Beim Serienstart von Wishlist wurde es ziemlich schnell ziemlich düster. Dass da am Ende einer auch vor Mord nicht zurückschreckt - das ist schon eine gewagte Pointe für eine Geschichte, die vorigen Herbst von Funk ins Kinderzimmer gestreamt wurde. Die Serie um eine App, die Wünsche erfüllt und dafür Gegenleistungen fordert, wurde auf Youtube vier Millionen Mal aufgerufen.

Webvideopreis, Deutscher Fernsehpreis, Grimme-Preis und Kritikerlob: "Wir sind stolz auf diese Flughöhe", kommentiert Philipp Schild den Erfolg. Eine Erklärung liefert der Leiter des Funk-Content-Teams auch: "Es gibt nur wenige Leute, die so nahe an der Zielgruppe sind." Gemeint sind damit neben der Youtuberin Christina Ann Zalamea, bekannt als "Hello Chrissy", auch Marc Schießer und Marcel Becker-Neu von der Produktionsfirma Outside the Club. Den Dreh der ersten Staffel haben sie noch vom Küchentisch aus gestemmt.

Im Dezember soll es weitergehen mit Staffel 2, ungeduldig erwartet von 126 000 Youtube-Abonnenten. Seit dem Sommer laufen die Dreharbeiten, auch diesmal überwiegend in Wuppertal, der Heimat der Produzenten. Das Team haben sie ebenso verdoppelt wie die Drehtage. Auch die Folgen sind länger, weil die Fans das so wollten - 25 statt bisher 15 Minuten. Sie dürfen sich wieder auf Youtuber-Gaststars wie Dagi Bee und Phil Laude freuen. Neu am Set und eher bekannt durch Film- und Fernsehproduktionen: Anja Kling und Adrian Topol. Dazu wurde mit Jeanne Goursaud als Janina eine der Hauptrollen umbesetzt.

Die neue Staffel soll Produzent Marc Schießer zufolge noch düsterer werden: "Es wird einen zweiten Erzählstrang geben und über allen schwebt der Zustand absoluter Lebensgefahr." Den moralischen Zeigefinger wollen die Macher auch diesmal nicht heben und deshalb wird es wohl weiterhin Sätze geben, in denen Wörter wie "Fresse" und "Hure" vorkommen. Die eher melancholisch daherkommende Vita Tepel in der Rolle der 18-jährigen Mira wird Menschen am besten wohl immer noch am anderen Ende einer 1000-Mbit-DSL-Leitung ertragen und nach Salz und Tequila rufen, wenn das Leben Zitronen liefert. Auch diesmal immer und überall mit dabei: das Smartphone und eine App, die daherkommt wie der faustische Mephisto. Wer dem Geheimnis der Wishlist auf den Grund gehen will, sollte den Anfang nicht verpassen: Wessen düsterer Fantasie die App entstammt, erfährt man schon in einer der ersten Folgen.

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