Wirbel um McChrystal:Journalistischer Vulkanausbruch

Was hat der Vulkan Eyjafjallajökull mit der Lästerattacke von US-General McChrystal gegen Obama im "Rolling Stone"-Magazin zu tun? Ganz einfach: Ohne den Vulkanausbruch in Island hätte es den brisanten Artikel wohl gar nicht gegeben.

C. Jiménez

Seit das Magazin Rolling Stone vor ein paar Tagen die brisanten Details der McChrystal-Reportage - die bissigen, abwertenden Aussagen des Generals über die Lage in Afghanistan und die US-Regierungsspitze in Washington - veröffentlichte, klingelt pausenlos das Telefon in seinem Zimmer.

Wirbel um McChrystal: Unter dem Titel "The Runaway General" brachte das Magazin Rolling Stone die brisante Reportage über General McChrystal.

Unter dem Titel "The Runaway General" brachte das Magazin Rolling Stone die brisante Reportage über General McChrystal.

(Foto: ap)

Das kleine Gerät mit dem Mikrofon war sein Glück. 30 Tage verbrachte der Journalist Michael Hastings mit dem Oberbefehlshaber der internationalen Isaf-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal, und dessen Stab.

Das Aufnahmegerät lag ständig in Hastings Hand; es nahm jedes Wort auf, das der Kommandeur und seine engsten Mitarbeiter sprachen. Dann setzte sich Hastings in sein Hotel und schrieb jene Reportage, die nun die Karriere des US-Generals gefährdet.

Michael Hastings erzählt US-Medien dies am Telefon von der afghanischen Stadt Kandahar aus. Seit das Magazin Rolling Stone vor ein paar Tagen die brisanten Details der McChrystal-Reportage - die bissigen, abwertenden Aussagen des Generals über die Lage in Afghanistan und die US-Regierungsspitze in Washington - veröffentlichte, klingelt pausenlos das Telefon in seinem Zimmer.

Wie kam es zu der explosiven Geschichte?

Schuld war der isländische Vulkan Eyjafjallajökull, sagt Hastings. Dessen Ausbruch hatte Ende April den Flugverkehr in Europa stillgelegt.

"Eigentlich wollte ich zwei Tage mit dem General in Paris verbringen, aber die Rauchwolke wollte es, dass ich ihn von Paris über Berlin bis Kabul begleitete."

Es sei klar gewesen, so Hastings, dass alles aufs Band kam: "McChrystal wusste, dass er ständig on the record war."

Ebenso, dass die abfälligen Bemerkungen von ihm und seinen Mitarbeitern über Regierungsmitglieder gedruckt würden. Der US-Sonderbeauftragte Richard Holbrooke wurde als "weidwundes Tier" tituliert, Sicherheitsberater Jim Jones als "Clown", US-Vize Joe Biden als "Joe leck' mich", und auch über US-Präsident Barack Obama hatte der General nichts Schmeichelhaftes zu sagen.

"McChrystal ist bekannt dafür, dass er Risiken eingeht", sagt Hastings. "Mich in seinem engsten Umkreis zu empfangen, war ein solches Risiko - er wusste das." Die journalistische Regel, sich an Absprachen über Vertraulichkeit zu halten, respektiere Hastings: "Was McChrystal in der Zeitung nicht lesen wollte, habe ich nicht verwendet."

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