Süddeutsche Zeitung

"Wir" auf ZDF Neo:Rückblende

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In der Serie "Wir" besichtigt eine Clique Dreißigjähriger ihre Sehnsüchte von früher.

Von Lena Reuters

Mit Anfang zwanzig schreiben fünf Freunde aus der Kleinstadt Teltow auf, wo sie sich in Zukunft sehen. Zwölf Jahre später sitzen sie gut gelaunt an einem warmen Sommerabend im Garten, schenken sich Schnaps ein und graben die alten Notizen aus. Helena wollte Künstlerin werden, heute arbeitet sie als Grundschullehrerin. Mel und Emre wollten für immer zusammenbleiben, heute haben sie ein gemeinsames Kind, die Beziehung aber ist vorbei. Maik wollte mit dem Lamborghini durch New York heizen, heute arbeitet der zweifache Familienvater als Gärtner und ist im Baustress. Nichts ist so gekommen, wie sie es sich ausgemalt hatten, aber das ist okay. Nur Annika weigert sich vorzulesen, denn sie würde ein Geheimnis lüften.

Die Serie Wir porträtiert eine Clique in den Dreißigern während eines idyllischen Sommers auf dem Land in Brandenburg. Die Freunde haben Karriere gemacht oder auch nicht, haben eine Familie gegründet oder sind in ihren Beziehungen gescheitert, sie kaufen und renovieren Häuser oder können sich das nicht leisten - vor allem aber konfrontieren sie sich mit Lebensfragen. "Wer waren wir damals, wer sind wir jetzt und was sagt die Vergangenheit heute über uns aus?", heißt es in der ersten Folge.

Schönes Abendlicht im Garten ist die perfekte Kulisse fürs Lieben, Hadern und Feiern

Um Zuschauer um die dreißig anzusprechen, hat ZDF Neo also nicht nur eine Serie für die Zielgruppe entwickelt, sondern gleich eine mit ihnen. Man habe nachgefragt: "Was wollt ihr sehen und wie wollt ihr es sehen?", sagt Nadine Bilke, die Senderchefin von ZDF Neo. Das Ergebnis steht nun in der ZDF-Mediathek. 24 Folgen von jeweils 20 Minuten hat der Sender in Auftrag gegeben, die ersten zwölf werden diesen Herbst ausgestrahlt und fokussieren sich auf die Figuren Helena und Annika. Die sieben Autorinnen der Serie zeigen in dieser ersten Staffel eine Generation zwischen der Großstadt, die so viele Möglichkeiten bereithält, und dem bodenständigen Landleben. Sie erzählen aber vor allem eine feinfühlige und vielschichtige Liebesgeschichte.

Helena und Annika waren beste Freundinnen während der Schulzeit. Was die anderen nicht wussten: Die beiden waren mehr als das - sie waren ein Paar. Doch Helena traute sich nicht, dazu zu stehen. Seitdem hatten die beiden keinen Kontakt. Nun ist Annika zurück in Teltow. Das Beziehungsgeflecht zwischen der lässigen Helena, die sich gerade ein schmuckes Haus mit ihrem Freund gekauft hat, und Karriero Annika, die sich ruhelos von einem Großprojekt im Ausland zum nächsten hangelt, entwickelt durch das Spiel der überzeugenden Hauptdarstellerinnen Katharina Nesytowa und Eva Maria Jost eine echte Sogwirkung.

Die Kürze der Episoden lassen das Hin und Her dieses Sommers leicht und dynamisch wirken. Manche Bilder sind so schön ausgeleuchtet, dass es am Kitsch kratzt - zum Beispiel, wenn die Clique zu "Alle guten Dinge sind wir" der Indie-Pop-Sängerin Antje Schomaker durch das strahlende Abendlicht im geschmückten Garten hüpft. Aber den beiden liebenswerten Frauenfiguren in diesem Sommermärchen schaut man dennoch sehr gerne beim lieben, hadern und feiern zu.

Wir , ZDF Neo, die vier ersten Folgen an diesem Freitag, 20.15 Uhr. In der ZDF-Mediathek sind bereits fünf der 24 Folgen zu sehen, jede Woche kommt eine weitere hinzu.

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