"Wir sind Helden" boykottieren "Bild"-Werbung:Ein öffentliches Nein

Für eine Werbekampagne sollte die Band "Wir sind Helden" ihre Meinung zur "Bild"-Zeitung äußern. Sängerin Judith Holofernes ließ sich nicht zweimal bitten - und empörte sich öffentlich.

Tilman Queitsch

Das hatten sich die erfolgsverwöhnten Werber bei der Agentur Jung von Matt sicher anders vorgestellt. Die Hamburger Macher hatten für eine Kampagne ihres Auftraggebers eine Anfrage rausgeschickt.

Judith Holofernes

Die Werbeagentur Jung von Matt hoffte für die neue Kampagne der "Bild"-Zeitung auf die Popband "Wir sind Helden" - Judith Holofernes (Archivfoto von 2007) erteilte ihnen eine harsche Absage.

(Foto: AP)

Ihre Idee: Die deutsche Popband Wir sind Helden sollte für Bild werben. Die nächste Produktionsphase für die Bild-Zeitungs-Kampagne sei schließlich in Planung, schrieben sie, und dafür suche man prominente Gesichter.

Die schriftliche Anfrage erreichte Judith Holofernes, die Sängerin der Gruppe - und versetzte sie offenbar in Rage. Denn Holofernes antwortete umgehend und öffentlich. Und nicht nur das, sie publizierte auf der Homepage der Band auch noch das Anschreiben der Werbeagentur. Und so kann man unter http://www.wirsindhelden.de/2011/02/1069/ seit dem vergangenen Donnerstagabend ein schonungslos ehrliches, in 468 Wörtern formuliertes "Nein" lesen.

Holofernes liefert neben einem zynischen Lob ("Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt") auch gleich eine durchaus deutliche Begründung: "Die Bild-Zeitung ist ein gefährliches politisches Instrument."

Gottschalk, Lahm und Co

Seit 15 Jahren wirbt Jung von Matt für das Boulevard-Blatt. Dass Prominente sich geweigert haben, Bild-Werbung zu machen, dürfte nichts neues sein. Dass sie es jedoch öffentlich tun und auch noch den Agenturbrief veröffentlichen, ist ein Novum. Und aus rechtlicher Sicht durchaus fraglich.

Bei der Agentur, die sich selbst JvM nennt, aber scheint man sich daran nicht zu stören und sieht die Antwort von Holofernes sportlich: "Bild und JvM haben Wir sind Helden um ihre Meinung zu Bild gefragt und Judith Holofernes hat für Wir sind Helden geantwortet und hat ihre Meinung veröffentlicht", erklärte der Geschäftsführer Henner Blömer. Die ganze Sache sehen sie scheinbar eher als Beweis für ihren souveränen Umgang mit Antworten: "Dass wir niemanden in seiner freien Meinungsäußerung einschränken wollen, haben wir in unserer Anfrage deutlich gemacht."

An Werbegesichtern für Bild dürfte es Jung von Matt nicht mangeln. Schließlich fanden sich für die aktuelle Kampagne durchaus bekannte Namen wie Schauspielerin Veronica Ferres, Showmaster Thomas Gottschalk und den Kapitän der Nationalelf, Philipp Lahm.

Vermutlich warten einige Prominente längst darauf, auch einmal angeschrieben zu werden. Mit der Antwort von Holofernes ist nun wieder ein Plätzchen frei geworden - und Wir sind Helden hat mit der Aktion kostenlose Werbung bekommen.

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