William Shatner:"Am Ende ist alles nur ein großer Witz"

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Captain Kirk hat eine Biografie veröffentlicht: Der Schauspieler William Shatner über das Weltall zur besten Sendezeit und seine Freundschaft zu Mr. Spock.

Interview von Harald Hordych

Als Captain Kirk wurde William Shatner, 88, in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise und in sechs Kinofilmen der Stark Trek-Serie berühmt. Später feierten Kritik und Publikum den Kanadier als Darsteller in der Anwaltsserie Boston Legal. Gerade ist sein Buch Lebe lang - und was ich auf meinem Weg lernte herausgekommen. Star Trek läuft derweil immer weiter; gerade begannen die Dreharbeiten für den nächsten Film mit Kirks Nachfolger Captain Picard.

Mr. Shatner, wie oft sagen noch Leute, wenn sie Sie sehen: "Beam me up, Scotty"?

Shatner: Ab und zu kommt das tatsächlich immer noch vor - aber immer nur ganz kurz, denn jedem, der so was sagt, verpasse ich sofort einen Schlag in die Nüsse! (lacht)

Dabei sind Sie als Captain Kirk berühmt geworden! Kurioserweise war die Serie kein Erfolg bei der Erstausstrahlung von 1966 bis '69. Haben Sie eine Erklärung?

Nun, es gibt mehrere mögliche Erklärungen. Zunächst mal waren die Leute vielleicht nicht gewöhnt, Science-Fiction-Geschichten auf dem kleinen Fernsehschirm zu sehen. Es war eine vollkommen neue Idee, eine TV-Serie im Weltall spielen zu lassen. Aber der einzig überprüfbare Hinweis ist dieser: Als die Serie fünf oder sechs Jahre später über das ganze Land an die unterschiedlichsten Sendestationen verkauft wurde, fingen die Sender an, die Folgen früher als bei der ersten Ausstrahlung zu platzieren. Sofort wurde die Serie sehr populär.

Glauben Sie, dass die Kinder ein wichtiger Grund für den späten Erfolg waren?

Auf jeden Fall. Stark Trek war zu einem Event für die Familie geworden, weil es in der entscheidenden Zeit zwischen acht und zehn Uhr abends lief und nicht mehr am Freitag um 22 Uhr, zu einer Zeit, zu der damals kein Mensch Fernsehen schaute.

Wo sie schon von Familie sprechen: War für den weltweiten Erfolg nicht auch wichtig, dass die Enterprise-Crew wie eine multinationale Familie war - so eine Art Vereinte-Nationen-Raumschiff?

Stark Trek - Raumschiff Enterprise: Captain Kirk und Mr. Spock

William Shatner als Kirk mit Leonard Nimoy als Mr. Spock 1979.

(Foto: dpa)

Entscheidend war weniger, dass ein Asiate und ein Afro-Amerikaner dabei waren. Die Serie hatte eine andere wichtige Botschaft. Ich habe neulich ein Buch gelesen, in dem der Autor überzeugend deutlich macht, wie schwerwiegend und irreparabel die Schäden sind, welche die Menschheit bereits unserem Planeten zugefügt hat. Da habe ich verstanden, warum die meisten nachdenklichen Menschen nicht mehr viel Hoffnung für unsere Zukunft haben.

Und das war bei "Star Trek" anders?

Star Trek entwarf das Bild einer Zukunft 300 Jahre später, in der die Technik sich um uns kümmert, uns behütet und der Welt nicht schadet. Star Trek hatte also eine wahrhaft positive Botschaft.

Sie sind als Captain Kirk eine Legende. Aber die meiste Anerkennung haben Sie als alternder Anwalt in "Boston Legal" erfahren: Emmy, Golden Globe... Was war dabei die größte Herausforderung?

Die wachsende Senilität zu spielen, den Schmerz, die Hilflosigkeit. Athleten werden drei Schritte langsamer, wenn sie älter werden, und so bitter war es für Denny Crane, als er als Anwalt vor Gericht drei Gedanken langsamer wurde. Damit umzugehen, mit Humor und Empathie: Darin bestand die größte Herausforderung.

Sie haben jüdische Wurzeln, fühlten sich als Außenseiter, lebten lange in einem Wohnwagen, weil gute Rollen ausblieben. Haben Sie deshalb Ihren bei den Kritikern legendären Humor entwickelt?

Ich weiß nicht genau, ob man Sinn für Humor entwickeln kann, ich denke, man hat ihn oder nicht. Sicher ist nur: Je mehr du davon hast, desto mehr verstehst du, dass am Ende alles nur ein großer Witz ist. Wenn man jung ist, denkt man ja, alles ist sehr wichtig. Aber je älter man wird, desto mehr versteht man, dass nichts wichtig ist, außer das Leben und die Natur, die dich umgibt.

In Ihrem neuen Buch schreiben Sie, wie wichtig Ihnen Ihr Literaturagent als Mensch ist. Ein anderes Buch von Ihnen heißt "Leonard - 50 Jahre Freundschaft". Was bedeutet Freundschaft für Sie?

Nun, wir werden allein geboren. Wir gehen allein durch diese Welt. Und wir sterben allein. In unserer Zeit auf dieser Welt gibt es viel Einsamkeit. Was sie erträglich macht, sind Beziehungen, egal ob nun mit der Familie, mit dem Liebespartner, mit Freunden oder mit Tieren. Es füllt die Leere, die immer zu uns gehört.

Celebrities Visit SiriusXM - September 6, 2018

William Shatner 2018.

(Foto: Santiago Felipe/Getty Images)

Ihre lange Freundschaft mit Leonard Nimoy, dem legendären Mr. Spock aus "Star Trek", zerbrach. Wie war das möglich?

Ich weiß es nicht. Das ist ein Rätsel, das ich nie lösen werde. Ich tendiere dazu, dass es mit seiner schweren Krankheit zu tun hatte. Ich hoffe, dass das der Grund war.

Warum sind Sie 2015 nicht zu seiner Beerdigung gegangen? Sie wurden dafür öffentlich sehr angegriffen.

An diesem Tag war seit langem ein Auftritt von mir auf einer Veranstaltung in Trumps Mar-a-Lago in Florida geplant, um Spenden für das Rote Kreuz zu sammeln. Dort warteten Tausend Leute auf mein Erscheinen. Ich stand vor der Wahl, entweder zu der Beerdigung zu gehen oder zu dieser Veranstaltung. Was ich schließlich in Mar-o-Lago sagte, war: Menschen leben und sterben, und sie werden schnell vergessen. Aber die gute Tat, die wir alle heute Abend gemeinsam vollbringen werden, bleibt für immer in Erinnerung, weil wir Menschen helfen. Ich habe mich an diesem Tag für das Leben und gegen den Tod entschieden.

Würden Sie heute auch noch dorthin gehen, wenn Sie wüssten, dass Präsident Trump die Veranstaltung organisiert?

Wenn es für das Rote Kreuz und ein Wohltätigkeitsball wäre, würde mir das absolut egal sein. Jeder Saal wäre mir recht.

Sie wurden auch berühmt für den ersten gemischtrassigen Kuss in der amerikanischen Fernsehgeschichte, als Sie Lieutenant Uhura, eine Afroamerikanerin, geküsst haben. War Ihnen klar, dass das ein großer historischer Moment ist?

Nein überhaupt nicht. Ich dachte nur, dass ich gerade eine hübsche Frau mit hübschen Lippen küsse. Sonst hatte ich keinen Gedanken. (Pause) Naja, okay, ich hatte auch noch andere Gedanken, aber keine, die akzeptabel gewesen wären.

Haben Sie vorher mit dem Regisseur darüber diskutiert, ob Sie es machen sollen?

Wenn ich etwas diskutiert hätte, dann nicht, ob ich es tun soll oder ob ich es nicht tun soll. Wenn es im Skript steht, dann müssen Schauspieler es machen. Aber ich hatte sowieso kein Problem damit.

Aber der Regisseur hatte ein Problem damit, hat Nichelle Nichols gesagt, die Uhura spielte. Er hätte aufgeregt gerufen: Hey, Sie haben sie ja wirklich geküsst!

Wenn Nichelle das gesagt hat, bin ich mir sicher, dass es auch stimmt.

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