Süddeutsche Zeitung

Wiener Presse:Eine Krone für Benko

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Der Immobilien-Investor René Benko hat Karstadt und Kaufhof fusioniert, nun steigt er groß bei Österreichs Presse ein: Der 41-Jährige kauft der deutschen Funke-Gruppe aus Essen einen Teil des mächtigen Boulevardblatts "Krone" und des "Kurier" ab.

Von Leila Al-Serori

Wann immer zuletzt größere Immobilien einen Käufer suchten, kam früher oder später ein Name auf: René Benko. Der Unternehmer aus Tirol ist bekannt dafür, Stadtviertel und Kaufhäuser lukrativ zu sanieren. Er fusionierte Karstadt und Kaufhof, errichtete ein ganzes Luxus-Viertel in der Wiener Innenstadt, selbst das Berliner KaDeWe gehört Benko.

Nun steigt der 41-jährige Investor ins Zeitungsgeschäft ein - und das mit einem "Paukenschlag", wie österreichische Medien schreiben. Benkos Signa Holding übernimmt von der deutschen Funke Mediengruppe aus Essen Teile an den österreichischen Tageszeitungen Kronen Zeitung und Kurier. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Konkret übernimmt Signa 49 Prozent an der WAZ Ausland Holding GmbH, die wiederum 50 Prozent der Krone hält und 49 Prozent am Kurier. Die anderen 50 Prozent der Krone gehören der Familie Dichand, beim Kurier ist noch die Raiffeisen-Gruppe beteiligt.

Benko kauft sich in überaus einflussreiche Medien ein und will "Multichannel-Anbieter" werden

René Benko sucht sich nicht irgendwelche Publikationen aus. Die Krone nimmt im österreichischen Zeitungsmarkt die absolute Vormachtstellung ein. Das Boulevardblatt ist die reichweitenstärkste Zeitung des Landes. Ihre verkaufte Auflage liegt bei etwa 700 000 Stück (zum Vergleich: Österreich hat 8,8 Millionen Einwohner). Regelmäßig steht die Zeitung für rassistische und polemisierende Berichterstattung in der Kritik. Der Kurier wiederum bezeichnet sich selbst als "größte Qualitätszeitung Österreichs". Mit der Krone ist der Kurier über die Mediaprint, ihr gemeinsames Vertriebsdach, verbunden. Beide Blätter fielen zuletzt mit betont positiver Berichterstattung über die rechtskonservative Wiener ÖVP-FPÖ-Regierung auf, was ihnen den Vorwurf einbrachte, zu viel Nähe zum Kabinett zu pflegen.

Benko kauft sich also in überaus einflussreiche Medien ein. Signa mache mit der Medienpartnerschaft "den nächsten strategisch wichtigen Schritt auf ihrem Weg, einer der führenden Multichannel-Anbieter in Europa zu werden", so Benko in einer Mitteilung. Dass er aus seinen Bereichen Immobilien und Handel in ein neues Feld einsteigt, erklärt er mit der Digitalisierung. Diese löse die Grenzen zwischen traditionellen Geschäftsmodellen auf.

Benko gründete Signa im Jahr 2000. Heute ist das Unternehmen mit einem Immobilienvermögen von mehr als 14 Milliarden einer der bedeutendsten Investoren seiner Branche in Europa. Benko selbst zählt zu den zehn reichsten Menschen Österreichs. Die Funke Mediengruppe ist seit 1987 im österreichischen Medienmarkt aktiv. In Deutschland gehören ihr unter anderem die WAZ, die Thüringer Allgemeine, das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost.

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Quelle:
SZ vom 13.11.2018
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