Wetten, dass..?: Vorwürfe an den Wettkönig:Schummelei zum Abschied?

Es hätte eine glanzvolle letzte Sendung für Thomas Gottschalk werden können. Doch die Quoten waren mau - und nun gibt es auch noch einen Schummelvorwurf. Hat der Wettkönig gemogelt?

Christina Maria Berr

Es hätte ein brillanter Abschied von Wetten, dass ..? werden sollen, doch die letzte reguläre Sendung unter der Moderation von Thomas Gottschalk geriet zu einem Reinfall: Zum einen kam es zu einem betrüblichen Rekord. Nur 7,38 Millionen Zuschauer sahen die ZDF-Samstagsabendshow. So wenige Zuschauer hatte die Sendung in ihrer 30-jährigen Geschichte noch nie. Und damit nicht genug, nun wurden auch noch Schummelvorwürfe laut. Denn in einer Wette soll ein Kandidat seiner Partnerin die richtige Lösung zugeflüstert und auffällig geräuspert haben. Thomas Gottschalk selbst will nichts gemerkt haben.

Die Wette - harmlos und ein wenig dämlich von der Art, wie sie in dieser Show gewohnt und gewollt sind - ist schnell erklärt: Ein Kandidat hört über Kopfhörer einen Song, wippt die Musik mit seinen Schultern mit. Seine Partnerin, die ihm im Rücken steht, soll lediglich aufgrund des Schulterzuckens das richtige Lied erraten. Ausgedacht haben sich diese Wette Malte Poppinga und Julia Thiele. Doch geübt hatten sie offenbar nicht ausreichend.

Bereits den dritten Titel erkannte die Frau in Poppingas Rücken nicht - und beim vierten Song ("Pretty Woman") wirkte sie zunächst wieder ratlos, wollte auf das falsche Lied tippen. Doch dann kam es anders: Poppinga drehte sich um, räusperte sich und flüsterte etwas, das laut Aufzeichnungen tatsächlich "Pretty" hätte heißen können. Daraufhin wollte die Ratefrau nochmal den Anfang des Liedes - Gottschalk willigte ein. "Nochmal, dann weiß sie's", erklärte der Schulterzucker. Er sollte Recht behalten: Im zweiten Anlauf erkannte seine Partnerin den Titel auf einmal zweifelsfrei.

Das alles weckt Erinnerungen an den größten Schummelskandal in der Geschichte der einstigen ZDF-Vorzeigeshow. So hatte sich 1988 Titanic-Chefredakteur Bernd Fritz als Thomas Rautenberg in die Sendung geschmuggelt und behauptet, die Farbe von Buntestiften an ihrem Geschmack erkennen zu können. Was er tatsächlich tat: Er linste unter seiner Augenabdeckung hindurch.

"Uns ist in der Sendung nichts aufgefallen"

Doch die damalige Schummelei war gewollt - und sollte Thomas Gottschalk durchaus zum Narren halten. In der jetzigen Sendung sah es eher danach aus, als hätte der Kandidat spontan - und vielleicht auch ein wenig hilflos - versucht, die Wette noch zu retten. Ob allerdings tatsächlich Schummelei im Spiel war, ist bislang nicht gelöst.

Beim ZDF sieht man die Vorwürfe gelassen: "Uns ist in der Sendung nichts aufgefallen. Deswegen bleiben die Dinge erst einmal so, wie sie sind", so ein Sprecher zu sueddeutsche.de. Es bestehe derzeit keine Veranlassung, etwas am Sachverhalt zu ändern. "Vermutlich könnte ein solcher Vorwurf auch gar nicht zweifelsfrei verifiziert werden." Dennoch wolle man sich die Bänder noch einmal ansehen und mit den Wettkandidaten sprechen.

Der Moderator selbst dementierte über das Boulevardblatt Bild. "Bei meiner Showmaster-Ehre: Ich habe nix gemerkt oder gehört", erklärte Gottschalk. Seine Moderatorenpartnerin Michelle Hunziker hatte zum Zeitpunkt der Schulterzuckerei schon die Halle verlassen - auf dem Weg zur Außenwette. Gottschalk hätte also allein aufpassen müssen. Doch auch TV-Kritiker wie Fernsehzuschauer hatten die Flüsterei offenbar nicht wahrgenommen. Letztere kürten das Paar sogar zum Wettkönig. Die beiden durften mit einem Auto die Halle verlassen.

Aus Sicht der Wettkönige hätte sich also das Lippenbekenntnis wahrlich rentiert. Auch wenn im Netz bereits diskutiert wird, ob die beiden wenigstens das Auto wieder abgeben sollten.

Für Thomas Gottschalk hätte ein gelungener Abschied wohl ohnehin anders ausgesehen.

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