Süddeutsche Zeitung

"Wetten, dass..?"-Debüt:Jetzt kommt Lanz

Lesezeit: 2 min

Er kommt, wenn angeblich Unersetzbare gehen: Markus Lanz steht am Samstag zum ersten Mal als "Wetten, dass..?"-Moderator vor der Kamera. Den Plauderton beherrscht der Südtiroler schon perfekt - doch so glatt wie sein Image ist er gar nicht.

Katharina Riehl

Über Markus Lanz ist inzwischen fast alles bekannt - abgesehen von dem natürlich, worauf es im Moment ankommt.

Er hat vor seinem ersten "Wetten, dass..?"-Auftritt an diesem Samstag eine beeindruckende Antrittstour durch die deutschen Gesellschaftsspalten hinter sich. Erfahren konnte man, wie er aufwuchs (in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen), wie er von seiner neuen Aufgabe erfuhr (per SMS aus Mainz), und was er zur Premiere nicht anziehen wird (alte Teppiche). Auch, dass er Albträume vor dem Debüt habe und seine Frau für den Notfall ein Fluchtauto bereithalte. Das Publikum liebt solche Geschichten. Und auf das Publikum kommt es ja an.

Noch nicht bekannt ist, ob Markus Lanz, 43, ein guter "Wetten, dass..?"-Moderator sein wird. Als Nachfolger von Thomas Gottschalk wurde er benannt, nachdem viele andere Namen schon durch waren; was nicht gegen ihn spricht. Den Plauderton fürs Fernsehen beherrscht er ziemlich souverän, was er in seiner ZDF-Talkshow dienstags bis donnerstags zeigt.

Auffällig an Lanz ist, dass er kommt, wenn angeblich Unersetzbare gehen: Den Talk übernahm er von Johannes B. Kerner, als dieser das ZDF verließ und zu Sat 1 zurückging. Bei "Wetten, dass..?" übernimmt er einen Part, den sich viele andere nach Gottschalk nicht zugetraut haben. Und wahr ist auch: Sowohl Kerner als auch Gottschalk haben inzwischen gezeigt, dass sie ohne ihre alten Sendeplätze nicht so bedeutend sind, wie man vielleicht dachte. Sie sind entzaubert. Jetzt kommt Lanz.

Verpflichtet hat ihn der neue ZDF-Intendant Thomas Bellut per Handschlag, auch das ging durch die Presse, und es passt zum Männersender ZDF. Es passt aber auch zum Image des verlässlichen Mannes, das dem Südtiroler Lanz anhängt. Er ist nicht so glatt, wie es gerne über ihn heißt. Seine Freundlichkeit, seine Eleganz im Ton sind sein Kapital. Es täuscht oft darüber hinweg, dass Lanz alles andere als ein Leichtgewicht ist, auch wenn er viele Jahre bei RTL die gruselige Boulevardsendung "Explosiv" moderierte. In seinem ZDF-Talk kann er zuweilen ziemlich hartnäckig nachfragen und Menschen auch aus der Tarnung locken.

Jetzt wird von Markus Lanz erwartet, dass er die Samstagabend-Unterhaltung - ja, was: renoviert? Neu erfindet? Oder einfach nur am Laufen hält? Viel wird davon abhängen, ob es ihm gelingt, den so eng mit der Sendung verknüpften Gottschalk vergessen zu machen. Zuletzt wollte er ihn freundlich umarmen in einem Interview , was auf kuriose Weise misslang. Gottschalk wolle "Wetten, dass..?" schaden, wurde Lanz zitiert. Es war ein Fehler bei der Autorisierung des Gesprächs durch das ZDF, gemeint hatte Lanz das Gegenteil - er sieht sich in einer Tradition, die nach dem Show-Erfinder Frank Elstner und Gottschalk nun von ihm gepflegt werden soll. Er weiß, dass es ihm glücken muss, die Sendung als quotenstarke Marke für das ZDF zu erhalten. Lanz würde dann der nächste Unersetzbare.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2012
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