Werben & Verkaufen:Vier neue für die Frauenwelt

Burda-Vorstand Philipp Welte spart - und bringt vier neue Magazine heraus. Für jede Frau ist was dabei. Unter anderem viel Erotik.

L. Priller-Gebhardt und M.Pauker

Der nächste Anton kommt nicht aus Tirol, sondern aus der Arabellastraße in München. So lautet nämlich der Arbeitstitel eines neuen Frauenmagazins, das derzeit aus der Freundin-Redaktion heraus entwickelt wird. Anton ist nur eines von vier neuen Projekten, die der Burda-Verlag in einer Art Print-Offensive an den Kiosk bringen will.

Wohl auch ein Signal des neuen Verlagsvorstands Philipp Welte, dass er mehr kann, als nur in Sachen "Change Programm" auf Sparkurs zu gehen. Bei den Launches lässt er aber dennoch Vorsicht walten: Alle vier Blätter starten zunächst als One-Shot, sollen aber bei Erfolg auf bis zu monatliche Erscheinungsfrequenz umgestellt werden.

Das wohl ambitionierteste Projekt unter den Newcomern dürfte allerdings Anton sein, ein Heft für Frauen, die aus der in den letzten Jahren jünger gewordenen Freundin herausgewachsen sind. "Anton ist die Antwort auf die Fragen, die sich Frauen irgendwann jenseits der 50 stellen", sagt Freundin-Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger. "Jenseits der 50 gibt es im Leben jeder Frau Einschnitte, die so wesentlich sind, dass sie für diese Frauen eine ganz neue Realität schaffen.

Phase des Aufbruchs

Es ist eine Phase des Aufbruchs, der Veränderung, des Abschieds und des Neubeginns in allen Bereichen - vergleichbar nur mit der Zeit wenn man von der Pubertät ins Erwachsenenalter kommt: Der Körper verändert sich, die Sexualität, die Partnerschaft, die Psyche, die Lebensumstände, die Vorlieben", sagt Zeitlinger.

Auf die Frage "Wie wird man als emanzipierte, kluge, sinnliche Frau in dieser Gesellschaft älter?" gebe es keine wirkliche Antwort, denn es mangle noch "an über Generationen vorgelebte Beispiele dafür".

Körpergefühl und Partnerschaft

Bei Anton sollen daher Themenschwerpunkte wie Gesundheit, Körpergefühl, Partnerschaft sowie Psychologie, der Blick nach innen, ausführlicher beleuchtet werden. Gerne auch mal in mehrseitigen Strecken, um thematisch in die Tiefe gehen zu können, wie Zeitlinger sagt. Der Vergleich zu Gruner + Jahrs Brigitte Woman liegt da nah. Er treffe aber nicht, betont Henning Ecker, Geschäftsführer der Burda Style Group: "Wir wollen Anton von Freundin konzeptionell wesentlich deutlicher abgrenzen, als wir dies bei Brigitte und Brigitte Woman sehen."

Das Heft solle "die DNA der Freundin widerspiegeln. Emotionalität, Empathie, Optimismus - das werden auch die Merkmale von Anton sein", so Ecker. In der Optik soll sich das neue Blatt ebenfalls von der etablierten Schwester abheben: Großzügigeres Layout, mehr Weißraum, etwas größere Schrift.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie das neue Erotikmagazin bei Burda aussehen wird.

Neue Schnittmuster bei Burda

Weiterer Sproß in der Burda Style Familie ist das Erotikmagazin für Frauen, Alley Cat. Die Blattgründerinnen Ina Küper und Marlene Burba zogen Anfang Februar in die Freundin-Redaktion ein, um das von ihnen bislang in Eigenregie herausgebrachte Heft mit den Verlagsprofis weiterzuentwickeln.

Mittlerweile hat Burda die Titelrechte an dem jungen Magazin gekauft. "Das ist ein ganz neues Produkt", schwärmt Ecker. "Erotik gehört ganz selbstverständlich und unaufgeregt zum Lifestyle junger Frauen", sagt Redaktionsleiterin Ulrike Zeitlinger , die sich als frühere Chefredakteurin von Cosmopolitan jahrelang mit diesen Themen beschäftigt hat.

Hochwertig gestaltet

Zu ihrer Unterstützung hat sie dem Gründungs-Duo die Blattprofis Florian Stern (Bildchef), Heike Predikant (Textchefin) und Katja Heller (Art Direction) zur Seite gestellt. Das Team hat bereits stark an der Heftstruktur gefeilt. Die neuen Rubriken machen der Leserin gleich klar, wo es langgeht. Sie heißen beipielsweise "Im Schlafzimmer" (Sex und Erotik), "Vor dem Spiegel" (Beauty), oder "Auf dem Sofa" (Kultur). Das Heft ist hochwertig gestaltet: Für Fotostrecken bucht man bei Alley Cat gerne auch internationale Größen wie Ellen von Unwerth. Die erste Ausgabe des Straßenkätzchens unter Burdas Flagge kommt im Mai.

Der dritte und jüngste Sproß in der Burda-Style-Familie heißt Easy, ein Schnittmusterheft. Der Titel soll aber noch ein bißchen mehr als das sein - nämlich ein junges Burda Style. Gemacht von jungen Menschen für junge Menschen: Die 15 Abgänger der Burda Journalistenschule in München konzipieren Easy als Abschlussarbeit. Ulrike Zeitlinger hat hierfür Stefan Lemmle (früher Cosmopolitan, Elle) und Nicole Rudschinat mit an Bord geholt - sie helfen den jungen Blattmachern beim journalistischen Handwerk.

"Generation Facebook"

Die Ideen jedoch, sowohl in Text und Bild als auch bei den Schnitten, kommen von Volontären des Hauses, Praktikanten der Offenburger "Fashion Factory" (hier entstehen die Modeentwürfe) und Foto-Assistenten. "Wir erfahrenen Blattmacher unterwerfen uns ganz bewusst der Ästhetik der "Generation Facebook", um speziell die trendbildende junge Zielgruppe anzusprechen", sagt Zeitlinger. Es sei beileibe nicht so, dass junge Menschen keine Zeitschriften mehr lesen, es seien einfach zu wenige Hefte am Markt, die die Zielgruppe optisch wie inhaltlich wirklich begeistern. Im Juni soll Easy erstmals erscheinen. Und sobald das Konzept für die "Generation Facebook" steht, wird konsequenterweise noch vor dem Launch ein Blog über die Entwicklungsschritte des Heftes berichten.

Der Burda Senator Verlag in Offenburg leistet ebenfalls seinen Beitrag zur Print-Offensive. Sein Pflänzchen heißt Mein Schönes Land. Mit dem Ableger von Mein Schöner Garten stößt nun auch Burda in das Feld vor, das der Landwirtschaftsverlag Münster mit Landlust seit drei Jahren erfolgreich beackert. Der Burda-Klassiker Mein Schöner Garten spült dem Haus regelmäßig schöne Gewinne in die Kasse.

Da lag es nahe, die Kompetenz der Redaktion für ein Heft zu bündeln, das sich an Natur-Fans richtet. "In der Tradition von 'Mein schöner Garten' ist 'Mein schönes Land' die Zeitschrift für alle, die sich das Land in ihr Leben holen wollen, weil sie in der Stadt und nicht auf dem Bauernhof wohnen", so Chefredakteurin Andrea Kögel, die auch Mein Schöner Garten verantwortet. Bei Erfolg wären vier bis sechs Ausgaben im Jahr denkbar.

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