Werben und Verkaufen:"Keine schwachsinnige Werbung mitmachen"

Fußball-Legende Paul Breitner über seine Werbeverträge zur WM, über Fastfood bei Kindern und die Frage nach dem richtigen Outfit.

Daniela Winderl

Afro-Mähne und Vollbart sind längst ab. Statt dem streitbaren Profikicker und WM-Sieger von 1974 trägt Paul Breitner, mittlerweile 58, heute ganz den seriösen Fußballberater in Hemd und Sakko zur Schau. Aber er sagt die Dinge immer noch so, wie er sie meint. Eltern zum Beispiel, die ihren Kindern Fast Food vorenthalten, findet er "völlig schwachsinnig". Ab und an Burger anstelle von Hummer oder Foie Gras dagegen gut. Das jedenfalls ließ der FC-Bayern-Scout bei der Vorstellung der WMKampagne von McDonald's in München wissen.

Paul Breitner, Foto: dpa

Paul Breitner, gefragter Partner für WM-Werbung.

(Foto: Foto: dpa)

W&V: Mal ganz ehrlich, Herr Breitner: Wie viele Firmen haben denn im Vorfeld der WM bei Ihnen angefragt?

Paul Breitner: Es waren in der Tat ein paar. Aber ich habe mich dann für die zwei großen Kampagnen mit McDonald's und VW entschieden.

W&V: Sie sind mittlerweile als Scout für Ihren ehemaligen Verein FC Bayern München unterwegs. Können Sie da überhaupt frei entscheiden, für wen Sie Werbung machen?

Breitner: Wenn es um irgendwelche kleineren Aktionen geht, brauche ich mich nicht abzustimmen. Bei größeren allerdings schon, da müssen die Verantwortlichen beim Verein Bescheid wissen. McDonald's ist immerhin offizieller WM-Sponsor, VW tritt als Presenter der Spieleübertragungen im ZDF und der ARD auf.

W&V: Früher haben Sie mit Mao-Bibel und linker Polemik von sich reden gemacht. McDonald's passt da ja nicht gerade ins Bild.

Breitner: Aber ich kann mich wirklich mit dieser Kampagne identifizieren, bin eigentlich für diese Werbung geboren. Ich reise mit meiner Familie seit 1973 nach Amerika und bin ein McDonald's-Fan der ersten Stunde.

"Ich frage doch nicht nach, ob die Werbung gut war."

W&V: Gut, man kauft Ihnen die Begeisterung ja ab. Eines fällt aber auf: Wieder geht es um Sterne. Wie andere Firmen, zum Beispiel Mercedes oder VW, setzt McDonald's WM-Gewinner aus den Jahren 1954, 1974 und 1990 zur WM-Werbung ein. Wie Mercedes will McDonald's einen "vierten Stern für Deutschland" holen. Gut für Sie - aber ist so viel Ähnlichkeit nicht langweilig?

Breitner: Nein, das bietet sich ja an. Es kann zu keiner WM eine Kampagne rund um das Thema Fußball tausendfach neu erfunden werden, das war bei der WM 2006 auch schon so. Irgendwie dreht sich alles irgendwo um das gleiche. Bei der VW-Kampagne für die Team-Modelle allerdings finde ich die Idee besonders, mich und Fritz Walter mit Fotos aus unserer aktiven Spielerzeit als Spot-Figuren zu reaktivieren. Dass das geht, hätte ich nicht geglaubt.

W&V: Wie sähe denn richtig gute Fußballwerbung zur WM für Sie aus?

Breitner: Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich maße mir nicht an zu beurteilen, wie Fußball in der Werbung umzusetzen ist, um am Ende bei Kunden auf Reaktion zu stoßen. 1982 habe ich mir vor der WM für Pitralon den Bart abrasieren lassen. Ich weiß nicht, ob diese Aktion gut oder schlecht war, aber im Ergebnis rückte Pitralon im Aftershave-Ranking vom neunten auf den dritten Platz vor. Da frage ich doch nicht nach, ob die Werbung gut war.

W&V: Sie gelten nach wie vor als experimentierfreudiges Testimonial. Was ist ihr Qualitätsanspruch?

Breitner: Wenn ich Werbung sehe, kann ich sagen, was mir gefällt oder was ich unsinnig finde. Ich würde bei keiner schwachsinnigen Werbung mitmachen, so weit geht das Verständnis schon. Wie etwas zu machen ist, haben aber Kunde und Agenturen zu entscheiden. Ich mische mich nur solange ein, dass ich sage, ich kann mich mit einem bestimmten Text oder Outfit anfreunden. Aber nicht mehr.

Fußballlegende Paul Breitner gehört zu den gefragtesten Gesichtern der anstehenden WM.

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