Journalismus:Drohungen nach Satire-Lied

WDR in Köln

WDR-Sendegebäude in Köln

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert von den Verantwortlichen im WDR Schutz für einen freien Journalisten, der Morddrohungen erhalte.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert von den Verantwortlichen im WDR Schutz für einen freien Journalisten, der Morddrohungen erhalte. Im Zusammenhang mit der "Umweltsau"-Satire des Senders sei der Journalist Opfer von Beleidigungen geworden, Anhänger der rechtsextremen Szene marschierten demnach vor seinem Haus auf, um ihn einzuschüchtern. Der DJV rief den WDR dazu auf, sich "aktiv" um die Sicherheit des Mitarbeiters zu bemühen.

Der Sender hatte ein Video veröffentlicht, in dem der WDR-Kinderchor das Lied Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad in einer umgedichteten Version sang. Der Text wurde so geändert, dass die Oma im Lied Kreuzfahrten macht und Billigfleisch isst, der Refrain endete mit den Worten "meine Oma ist 'ne alte Umweltsau". Die Reaktionen im Publikum waren teilweise sehr emotional. Es fehle an Respekt gegenüber Älteren, schrieben Nutzer auf sozialen Netzwerken, zunächst vor allem solche aus dem rechten Spektrum. WDR-Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich persönlich und sprach von einem Fehler.

Das Video wurde gelöscht. Als "wenig hilfreich" bezeichnet der DJV-Vorsitzende Frank Überall nun diese Distanzierung: "Tom Buhrow muss sich der Frage stellen, ob er mit seiner eilfertigen redaktionellen Distanzierung für den Beitrag nicht all denen Oberwasser gegeben hat, die nicht auf den Austausch von Argumenten, sondern auf das Mundtotmachen kritischer Journalisten aus sind." Es gehe nicht um Geschmacksfragen von Satire, sondern um den Schutz von Satire- und Meinungsfreiheit. Wünschenswert wäre eine Versachlichung der Auseinandersetzung.

WDR-Intendant Buhrow äußerte sich "erschüttert" über die Morddrohungen. "Wir werden das nicht dulden, ich gehe mit allen juristischen Mitteln dagegen vor", sagte der künftige ARD-Vorsitzende am Montag im Mittagsmagazin auf WDR 2. Die Drohungen offenbarten ein erschreckendes Maß an Verrohung. "In unserem Land ist etwas richtig krank, und wir haben alle dazu beizutragen, dass sich das ändert", sagte Buhrow. Der WDR teilte zusätzlich mit, dass er bedrohten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Personenschutz anbiete. Dies gelte sowohl für Festangestellte als auch für freie Mitarbeiter.

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