Rundfunk:WDR streicht Sendeplätze für Hörspiele

Rundfunk: Das Artwork zum Hörspiel "Lecker Song". Vor sechs Jahren erst hatte WDR 3 die Hörspiele in die Primetime gelegt.

Das Artwork zum Hörspiel "Lecker Song". Vor sechs Jahren erst hatte WDR 3 die Hörspiele in die Primetime gelegt.

(Foto: Rana Karan/Cécile Kobel/WDR)

An vier Tagen in der Woche fallen die aufwendigen Produktionen aus dem WDR-3-Programm. Der Sender verspricht aber: Künftig werde es neue Projekte geben - etwa für die Audiothek, WDR 2 oder 1 Live.

Von Stefan Fischer

Mit Beginn des neuen Jahres streicht der WDR vier wöchentliche Hörspiel-Sendeplätze in seinem Kulturprogramm WDR 3. Die täglichen Termine von Montag bis Donnerstag um jeweils 19 Uhr entfallen dann, das davor angesetzte Kulturmagazin Resonanzen wird entsprechend verlängert.

Bislang sendet der WDR auf diesen Programmplätzen fiktionale Radiostücke, die circa eine halbe Stunde dauern, oft wurden die Ausstrahlungstermine für Mehrteiler genutzt. Somit verbleiben bei WDR 3 fürs Hörspiel nur die - jeweils eine Stunde langen - Sendeplätze von Freitag bis Sonntag, ebenfalls um jeweils 19 Uhr.

Eingeführt worden war der tägliche Hörspiel-Sendeplatz erst vor sechs Jahren von Valerie Weber, die damals noch recht neu das Amt der Hörfunkdirektorin hatte (und vor kurzem ankündigte, den WDR zu verlassen). Sie holte das Hörspiel damit aus den späten Abendstunden in die Primetime. Es gehöre zu den Dingen, die uns "lieb und teuer" sind, erklärte sie damals: "Wenn wir es uns weiter leisten, dann macht es aber keinen Sinn, solch teures Programm um 23 Uhr zu senden" - zu einer Uhrzeit, zu der die meisten Menschen ihre Radiogeräte bereits abgestellt haben.

Der WDR sieht die nun getroffene Entscheidung als Stärkung des Genres an

In diesem Zuge brach Weber auch die recht starre Längenvorgabe von 53 Minuten für Hörspiele auf. So schuf sie im linearen Programm die Möglichkeit, Mehrteiler mit kürzeren Episoden auszustrahlen - und dafür Formate zu entwickeln, die eher fiktionalen Podcast-Dramaturgien entsprechen.

Dies bedeutete eine Stärkung des Genres, und als solche sieht der WDR die nun getroffene Entscheidung ebenfalls an. Denn der Sender möchte seine Hörspiele noch stärker dort präsentieren, wo sie nachgefragt werden. "Deshalb werden mehr Produktionen als bisher so konzipiert, dass sie nicht allein auf die Anforderungen einer bestimmten Radiowelle zugeschnitten sind", erklärte ein Sprecher des WDR. Das bedeutet zum einen: Mehr Inhalte sollen auf die vorwiegende Nutzung in der Audiothek zielen, denn dort werden Hörspiele besonders stark nachgefragt. Zum anderen möchte der WDR auch im linearen Programm mit seinen Hörspielen stärker als bislang aus der Kulturradio-Nische heraustreten und Angebote entwickeln, die in den reichweitenstarken Programmen von WDR 2, WDR 4, 1 Live und Cosmo gesendet werden können.

Ein erstes Beispiel ist der Dreiteiler Die Krabbenwanderung, von dem es neben einer deutschen Fassung für WDR 3 auch eine kurdisch-deutsche gibt, die Cosmo senden wird. Feste Sendeplätze haben diese Wellen aber kaum für Hörspiele, ihnen wird dort eher Eventcharakter zukommen.

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