Medienkolumne Unser Beitrag:Tom Buhrow lebt

(Foto: Steffen Mackert)

Was die Öffentlich-Rechtlichen senden, Folge 7: Der verschollen geglaubte WDR-Intendant meldet sich aus dem Untergrund.

Von Claudia Tieschky

Wenn das Drama um die gefakte Doku beim NDR nicht dazwischengekommen wäre, hätte es die Nachricht des Tages werden können in der ARD: Tom Buhrow ist wieder da! Ein sehr langer Gastbeitrag in der FAZ beweist es. Der WDR-Chef und ARD-Vorsitzende widmet sich darin dem Thema "Wo die ARD im Jahr 2030 steht". Das ist doch mal schön. Auch natürlich etwas irritierend. Denn ist nicht noch interessanter die Frage danach, wo der WDR im Jahr 2021 steht? Und wo eigentlich Buhrow all die Monate war? Die gute Nachricht also: Er lebt.

Es hätte einiges zu sagen gegeben in letzter Zeit darüber, was der WDR so sendet und dann ungeprüft einfach noch mal sendet, oder darüber, was er im Literaturprogramm bald nicht mehr sendet. Da kam wirklich sehr viel zusammen - der als Talkshow getarnte Stammtisch "Die letzte Instanz" oder die Idee, die Karnevalknaller von früher noch mal zu senden, als blackfacing noch okay war, die "Emotionalisierungsoffensive" im Kulturprogramm . . . In den vielen Entschuldigungen vom Sender, in diesem dauerzerknirschten öffentlich-rechtlichen Sorry, das WDR-Mitarbeiter nun wochenlang vortrugen, fehlte nahezu ohrenbetäubend die Stimme der letzten Instanz Tom Buhrow so dermaßen, dass schon Mitarbeiter vom Sender bei der SZ anriefen, um zu fragen, ob wir hier wüssten, wo sich ihr Chef rumtreibt.

Wäre das nun geklärt. Der Intendant des größten und derzeit krisenhaftesten ARD-Senders war weit weg. 2030. Jetzt ist er zurück. Und berichtet von der Transformation zum "non-linearen Content-Netzwerk", von "top-slicing" und einer "distrust society". Damit zurück nach Köln.

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