Süddeutsche Zeitung

Waz und Springer stoppen Pläne:Keine Woche mit Aust

WAZ und Springer stoppen ihre Pläne, ein Nachrichtenmagazin von Stefan Aust zu verwirklichen. Der sucht nun neue Investoren für die "Woche".

Christopher Keil und Marc Felix Serrao

Die Mitteilung, die der WAZ-Konzern und Springer am Donnerstagnachmittag zeitgleich verschickten, war knapp gehalten. "Die potenziellen Gesellschafter des von Stefan Aust entwickelten Magazins Woche haben sich entschieden, das Projekt im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld nicht weiterzuverfolgen. Die WAZ Mediengruppe und die Axel Springer AG bedauern, dass sie daher von der Realisierung einer attraktiven journalistischen Idee Abstand nehmen müssen und danken Stefan Aust für sein Vertrauen und die gute Zusammenarbeit."

Was man so schreibt, wenn man sich trennt. Zwar heißt es: "Stefan Aust wird das Projekt mit anderen Partnern fortsetzen." Doch wer wird sich die Investitionskosten zumuten, wenn schon WAZ und Springer nicht glauben, ihre Anlauffinanzierung, geschätzte 50 bis 70 Millionen Euro, zurückzubekommen? Die Rechnung mit einer Illustrierten, die auch stark crossmedial angelegt ist und auf den digitalen Vertriebswegen leuchten soll mit Filmen, Suchfunktionen, Verlinkungen, ging offenbar nicht auf.

Im Juli des vergangenen Jahres verkündete Aust, der bis 2008 Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Spiegel war, für den WAZ-Konzern einen neuen Print-Titel zu erfinden. Zu seinem Redaktionsteam zählten auch frühere Spiegel-TV-Mitarbeiter, die in einem Büro am Elbufer in Hamburg am ehrgeizigen Werk feilten.

"Es geht darum, generell auszuloten, was der Markt hergibt", sagte Aust, bald 64, damals. Springer und WAZ haben ihm jetzt eine Antwort gegeben, wobei sich beide Konzerne dem Vernehmen nach sehr für den multimedialen Ansatz interessierten, ohne dafür aber ein tragfähiges Geschäftsmodell ableiten zu können.

Die Redaktion wurde auch erst am Donnerstag informiert. Aust sagte der SZ, die Entwicklung der "Woche" werde nicht gestoppt. Er sei nicht überrascht worden von der Entscheidung der beiden großen Medienhäuser. Er werde sich neue Investoren suchen, ein paar kenne er schon, ein paar kenne er noch nicht. Er wird ein paar brauchen.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2010/berr
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