Digitaler Journalismus:"Washington Post" integriert Artikel auf Facebook

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  • Die Washington Post stellt künftig alle Artikel als Instant Articles auf Facebook zur Verfügung.
  • Jeff Bezos, Besitzer der Post und Amazon-Gründer, scheint sich nicht besonders um Bezahlung für digitalen Journalismus zu scheren.
  • Stattdessen soll die Reichweite der Post erhöht werden und sie von der Konkurrenz absetzen.

Von Claudia Tieschky

Die Washington Post gibt sich in die Hände von Facebook, und zwar zu "hundert Prozent", wie die Zeitung in ihrem eigenen Blog ankündigte. Sämtliche Storys der Post sollen künftig vollständig als Instant Articles bei dem Netzwerk erscheinen können, also nach einer von Facebook vorgegebenen Formatierung auf dem iPhone abrufbar sein. Das soll die Post attraktiver für mobile Nutzer machen, bei denen man viel Zulauf habe, hieß es.

Instant Articles startete im Frühjahr und befindet sich derzeit mit zehn publizistischen Partnern in der Testphase für ein ausgewähltes Nutzerpublikum. Beteiligt sind auch Bild und Spiegel Online, die aber nicht alle ihre Texte an Facebook geben. Für die Lektüre müssen Facebook-Nutzer nicht auf die Webseite der Verlage wechseln, was den mobilen Abruf schneller und besser machen soll. Die Verlage können bei Instant Article autonom Werbung schalten.

Der Entschluss der Washington Post, die für ein Digitalabo mit Regionalteil 149 Dollar pro Jahr verlangt, zeigt vor allem, dass sich der Besitzer und Amazon-Gründer Jeff Bezos nicht sehr um Bezahlung für digitalen Journalismus durch die Nutzer schert: Instant Articles ist ein Gratisangebot. Axel Springer allerdings hat zu Beginn der Testphase für Bild angekündigt, ein gemeinsames Bezahlmodell für journalistische Inhalte mit Facebook vorantreiben zu wollen, daran halte man fest, hieß es auf Anfrage. Spiegel Online teilt mit, sollte Facebook künftig ein "Paygate" anbieten, werde man prüfen, Spiegel-Inhalte direkt auf der Plattform zur Verfügung zu stellen.

Bezos gibt ohnehin eine andere Richtung vor. Leser, die Werbeblocker nutzen, sehen Post-Texte teils nicht mehr vollständig. Im Sonderangebot gibt es die Zeitung dagegen für Kunden von Amazon Prime. Nun soll mit Facebook die mobile digitale Bekanntheit wachsen. Bezos setzt alle Hebel ein, um die Reichweite der Post zu erhöhen und sie als digitale Marke von der Konkurrenz abzusetzen. Dafür ist er sogar bereit, Qualitätsjournalismus en masse auf Facebook zu verschenken.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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