Netflix:Kriegernonnen im Aufstand

Netflix: Schlagkräftige Nonnen: Szene aus "Warrior Nuns".

Schlagkräftige Nonnen: Szene aus "Warrior Nuns".

(Foto: Netflix)

Netflix setzt jedes Jahr Serien ab, doch bei "Warrior Nun" trifft der Streaming-Anbieter auf wütende Fans.

Von Lilly Brosowsky

Netflix beendet Serien regelmäßig nach der ersten oder zweiten Staffel. So nun auch die Serie Warrior Nun. Sie dürfte vielen unbekannt sein, ihre Geschichte ist mit dem Ende der zweiten Staffel mehr oder weniger auserzählt. Umso überraschender ist der große mediale Aufschrei. Netflix hat mit dem Absetzen von Warrior Nun einen Nerv getroffen: Die Fantasy-Serie hat eine überraschend große Fangemeinschaft, die gar nicht daran denkt, ihre Lieblingsstory aufzugeben. Auf Twitter verbünden sich die Fans gerade mit unzähligen Tweets und dem Hashtag #savewarriornun. Sie haben sogar eine Petition zur Rettung der Serie gestartet. Fans anderer Serien, wie etwa von Lucifer, waren mit Twitter-Protesten erfolgreich.

Viel Lärm um was eigentlich?

Bei so viel Lärm fragt man sich schon, worum es bei Warrior Nun eigentlich geht. In aller Kürze: Die jugendliche Ava ist tot, wird durch einen Heiligenschein wiederbelebt und zur Kriegernonne, also zur Anführerin der Schwesternkriegerinnen. Gemeinsam kämpfen sie gegen den übermenschlichen Adriel. Ein heiliger Krieg steht bevor, die Welt geht unter und so weiter und so fort. Das kennt man schon. Der eigentliche Hype dreht sich um die Beziehung zwischen Ava und Beatrice. Sie sind nicht nur "sexy nuns with guns", wie die Ava-Darstellerin Alba Baptista einmal spaßeshalber erklärte, sondern auch verliebt. Die lesbische Liebesgeschichte baut sich über zwei Staffeln hinweg auf. Die Provokation dahinter ist natürlich herrlich: Lesbische Kriegernonnen, die gegen die Kirche des Bösen kämpfen.

Überdurchschnittlich gut bewertet

In den vergangenen zwei Wochen haben mehr als 47 000 Menschen auf change.org für eine Fortsetzung von Warrior Nun unterschrieben. Derartige Protestformen sind Netflix nicht neu. Auf Anfrage der SZ gab ein Sprecher des Unternehmens an, dass Produktionen häufig Fangruppen generierten, die ihre Lieblingsserien mit Begeisterung verfolgten und auf ein Ende enttäuscht reagierten. Aber auch in dieser Dimension? Als Raising Dion dieses Jahr abgesetzt wurde, unterschrieben gerade mal gut 300 Menschen die entsprechende Petition. Zudem hat Warrior Nun auf der einflussreichen Bewertungsplattform "Rotten Tomatoes" die wohl beste Bewertungskombination aller Netflix Originals: eine 100 Prozent positive Bewertung der Kritiker sowie eine zu 99 Prozent positive Bewertung des Publikums.

Damit ist sie sogar besser bewertet als Netflix-Megahits Wednesday und Stranger Things. Das sagt nicht alles über die Qualität der Serie aus, aber etwas darüber, wie sie bei den Fans ankommt. Die Bewertung ist nicht etwa ein Produkt der lauten Proteste. Gut bewertet war Warrior Nun auch schon zuvor, wie Forbes im November berichtete. Trotzdem wurde die Serie wohl nicht ausreichend angesehen. Grund dafür könnte der parallele Start der viel beworbenen Serie Wednesday gewesen sein.

Einige Warrior-Nun-Fans werfen Netflix vor, in vergangener Zeit vermehrt LGBTQ+-Serien einzustellen, wie TV Spielfilm berichtet. Auf Anfrage der SZ wies ein Netflix-Sprecher diesen Vorwurf mit Verweis auf die vielen LGBTQ+-Produktionen zurück. Tatsächlich ist Netflix auf diesem Gebiet Vorreiter. Unter den Serien, die Netflix dieses Jahr eingestellt hat, machten solche mit LGBTQ+-Thematik nicht den Großteil aus.

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