Zum Tod von Walter Freiwald:Der Mann im Hintergrund

Moderator Walter Freiwald gestorben

Walter Freiwald erlag am Samstag im Alter von 65 Jahren seinem Krebsleiden.

(Foto: dpa)

Als Stimme aus dem Off wurde er in "Der Preis ist heiß" zum Publikumsliebling. Später arbeitete Walter Freiwald nicht einfach bei Verkaufssendern - er war "Vollblutverkäufer".

Nachruf von Hans Hoff

Am Anfang war Walter Freiwald lange nicht zu sehen. Da machte er sich einen Namen als Stimme aus dem Off. Erst beim Radio, dann ab 1989 bei "Der Preis ist heiß", jener legendären RTL-Werbeshow, in der Kandidaten die Preise von Produkten erraten mussten. Harry Wijnvoord war damals der Moderator, und Walter Freiwald beschrieb aus den Kulissen heraus die Qualitäten der Waren. Er rasselte Produktbeschreibungen herunter, im Unterton stets mit einem Hauch von Ironie, die sich immer auch ein wenig über das eigene Tun lustig machte. Seinen großen Moment hatte er, wenn er die Eröffnung zweier Klappen anpreisen durfte. "Meine Damen und Herren: Das Rad", sagte er, und dann fuhr aus einer Art Schrank eine Art Glücksrad heraus.

Man weiß aus zahlreichen Interviews, dass der Hintergrundmann immer ein bisschen gelitten hat an seinem Kulissendasein. Umso mehr konnte er sich freuen über die Tatsache, dass er trotz seiner weitgehenden Unsichtbarkeit zum Publikumsliebling avancierte.

Als "Der Preis ist heiß" dann 1997 nach über 1800 Folgen abgesetzt wurde, fand Freiwald Beschäftigung bei Shoppingshows. Erst im hauseigenen RTL Shop, später dann bei anderen Verkaufssendern. Dabei bewahrte er sich seine schnoddrige Art, die er als Markenzeichen polierte, und die stets klarmachte, dass der Meister der großen Sprüche eine innere Distanz zu seinem Wirken hielt.

Freiwald scheute dabei auch nicht vor Peinlichkeiten zurück. Als er ein vibrierendes Sportgerät ausprobieren musste, ließ er die Hosen bis auf die Knöchel rutschen, was natürlich als Unfall deklariert wurde. "Ich bin ein Vollblutverkäufer", hat er mal über sich gesagt.

"Frei Schnauze und mit einem Augenzwinkern"

Trotzdem drängte es den gebürtigen Friesen zu Höherem. Mehrfach machte er klar, dass er sich einem Thomas Gottschalk oder einem Günther Jauch durchaus ebenbürtig fühle und nicht verstehe, warum die beiden die großen Shows moderieren dürfen, er aber mit Kleinkram vorlieb nehmen müsse. 2010 schrieb er einen Brief an den damaligen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel und brachte sich als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ins Spiel.

Im Januar 2015 zog er dann ins RTL-Dschungelcamp und wurde dort als Teilzeitcholeriker inszeniert. "Sie haben mich zum Bösen gemacht", sagte er später mehrfach in Interviews und monierte die nicht ganz gerechte Behandlung durch seinen Heimatsender, die sogar dazu führte, dass Mike Krüger seinen Hit "Mein Gott Walter" umdichtete.

Freiwald veröffentlichte wiederum selbst noch eine Single und das Buch "Frei Schnauze und mit einem Augenzwinkern". Untertitel: "Die Autobiografie des Kult-Moderators, Teleshopping-Papstes, möglichen Bundespräsidenten und Dschungelkönigs der Herzen!" Er arbeitete wieder als Shoppingsender-Verkäufer, machte Werbung für Autohäuser, durfte aber auch wieder bei jungen Formaten mitmischen. Bei "Luke! Die Woche und ich" sagte er das Sauna-Quiz "Der Schweiß ist heiß" an, und bei der Funk-Show "Worldwide Wohnzimmer" trug er ein Käppi mit der Aufschrift "Make Walter Great Again".

Vor zwei Wochen meldete er sich dann über Social Media mit einer traurigen Nachricht. Bevor "Bild" und "RTL.de" irgendwelche Unwahrheiten über ihn verbreiten, wolle er lieber selbst mitteilen, dass er unheilbar krank sei und diese Krankheit nicht überleben werde. "Der Krebs ist ein Arschloch" schrieb er. Am vergangenen Samstag ist Walter Freiwald im Alter von 65 Jahren gestorben.

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