Nach Coronavirus-Kommentar:China weist Journalisten aus

Nach Coronavirus-Kommentar: Zurück nach Hause: Das Gebäude der News Cooperation in New York beherbergt neben Fox News, The New York Post auch das Wall-Street-Journal.

Zurück nach Hause: Das Gebäude der News Cooperation in New York beherbergt neben Fox News, The New York Post auch das Wall-Street-Journal.

(Foto: Kevin Hagen/AFP)
  • Die chinesische Regierung weist drei Korrespondenten des Wall Street Journal wegen eines als beleidigend empfundenen Kommentars zum Coronavirus aus.
  • Die ungewöhnliche Ausweisung verschärft die Spannungen zwischen China und den USA.

Aus Protest über einen als beleidigend empfundenen Kommentar im Wall Street Journal zum Ausbruch des Coronavirus weist China drei Korrespondenten der Zeitung aus. Ihnen werde mit sofortiger Wirkung die Akkreditierung entzogen, teilte ein Sprecher des Außenministeriums mit. Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik, dass gleich mehrere Korrespondenten einer internationalen Nachrichtenorganisation des Landes verwiesen werden. Vizebürochef Josh Chin und Reporter Chao Deng, die US-Bürger sind, sowie Reporter Philip Wen, ein Australier, wurden aufgefordert, China innerhalb von fünf Tagen zu verlassen, berichtete die Zeitung.

Die ungewöhnliche Ausweisung verschärft die Spannungen zwischen China und den USA. Washington war am Vortag gegen fünf chinesische Staatsmedien vorgegangen. Diese werden künftig als direkte Organe der kommunistischen Führung in Peking stärker reglementiert.

Auslöser der chinesischen Verärgerung ist ein Meinungsbeitrag des Kolumnisten Walter Russell Mead im Wall Street Journal vom 4. Februar mit der Überschrift: "China ist der wahre kranke Mann Asiens." Die Wortwahl erinnert an die Beschreibung des innerlich zerrissenen Chinas Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Land durch die Kolonialmächte ausgebeutet wurde - eine Zeit, die heute in China als das "Jahrhundert der Demütigung" beschrieben wird. Der als "Meinung" gekennzeichnete Beitrag des Politik-Professors Mead setzt sich kritisch mit Chinas Reaktion auf die Lungenkrankheit auseinander. Der Autor sieht Anzeichen, "dass Chinas Behörden weiter versuchen, das wahre Ausmaß des Problems zu vertuschen". Die Wortwahl "kranker Mann Asiens" taucht im Text aber nicht auf.

Bereits im August keine Verlängerung einer Akkreditierung

Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums beschrieb den Titel als "rassistisch". Der Beitrag verunglimpfe die Regierung in Peking und die Bemühungen des Landes im Kampf gegen die Lungenkrankheit, was Empörung im Volk ausgelöst habe. Die chinesische Regierung habe beim Wall Street Journal protestiert, eine öffentliche und formelle Entschuldigung sowie eine Untersuchung der Verantwortlichkeiten gefordert. Die Zeitung habe aber nichts getan. Daher habe sich die Regierung entschieden, die Akkreditierung von drei Korrespondenten zurückzuziehen.

Schon im August hatte sich die Regierung geweigert, die Akkreditierung eines anderen Wall Street Journal-Korrespondenten zu verlängern: Chun Han Wong hatte an einem Artikel über die Aktivitäten eines Cousins von Staats- und Parteichef Xi Jinping mitgeschrieben, der in den Fokus australischer Ermittler geraten war.

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