Wahlkampf-Endspurt:Emnid-Chef weist Kritik an Umfragen zurück

Darf man das, noch am Wahlsonntag eine letzte Umfrage veröffentlichen? Ja, sagt Emnid-Chef Schöppner. Umfragen hätten nämlich keinen Einfluss auf Wähler. Andere denken da schon an die Zeit nach der Wahl: Horst Seehofer etwa wünscht sich eine stärkere bayerische Rolle in der Union.

Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, hat Kritik an der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen kurz vor der Bundestagswahl zurückgewiesen. Die Institute handelten immer nur im Auftrag von Medien, sagte Schöppner im Deutschlandfunk. Eine Boulevardzeitung veröffentlichte am Freitagabend vorab die Ergebnisse der letzten Erhebungen vor der Wahl.

Schöppner sagte dem Sender, Umfragen hätten grundsätzlich keinen Einfluss auf die Wähler - mit einer Ausnahme: Wenn eine Partei an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern drohe, könnten demoskopische Ergebnisse "schon ein Richtwert sein" für taktisch denkende Wähler. "Wir stellen fest, dass wir ein paar Tage vor der Wahl etwa neun Prozent taktische Wähler haben, die allermeist noch nicht ganz entschieden sind." Sie verließen sich auf den letzten Eindruck der Parteien und stellten sich möglicherweise die Frage, ob ihre Stimme verloren sei oder sich erst recht lohne. Es werde "eine der spannenden Fragen sein", wie gerade die taktischen Wähler sich verhalten werden.

Auch das ZDF hatte am Donnerstagabend ein Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen mit neuen Umfrageergebnissen ausgestrahlt, am Freitag wurden dann auch Umfragen der Institute Forsa für den Sender RTL und Allensbach veröffentlich.

Seehofer spricht

Horst Seehofer denkt schon weiter: Nach dem Sieg bei der Bayern-Wahl will der CSU-Parteichef eine stärkere Rolle innerhalb der Union spielen. "Das bedeutet für mich in allererster Linie eine noch höhere Verantwortung in der politischen Familie der Union - und für den Freistaat Bayern", sagte er der Zeitung Die Welt auf die Frage nach der Bedeutung des Wahlsiegs. Es gehe ihm dabei nicht um Machtausübung. "Das Primäre ist, dass wir die Union insgesamt - also CDU und CSU - als führende Volkspartei in Deutschland für die Zukunft festigen." Bayern sei dafür ein Vorbild: "Unser Modell kann in den 15 anderen Bundesländern genauso praktiziert werden", sagte der Ministerpräsident.

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