W&V: Mehr Geld für den Einzelhandel:Deal der Handelsriesen

Größere Margen oder gar Werbung: Einige Verlage fürchten, Medienhäuser wie Bauer oder Springer könnten mit Einzelhändlern gesonderte Preisabsprachen treffen.

Judith Pfannenmüller

Die Meldung des Branchendienstes "text intern", Rewe rüttle an den Handelsspannen für die Presse, hat die Branche aufgescheucht. "Das ist eine akute Gefahr", bestätigt ein hochrangiger Zeitschriftenmanager. Rewe fordere steigende Margen für das Pressesortiment in seinen Märkten, überspringe dabei das Grosso und versuche, mit Verlagen direkt zu verhandeln.

Zeitungsladen im Bahnhof Zoo

Zeitungsladen im Bahnhof Zoo Kunden stehen in einem opulent bestückten Zeitungsladen im Bahnhof Zoo und sichten das Angebot. ZB Special (honorarpflichtiges Bild)-Z5311 Jens Wolf

(Foto: DPA-ZB SPECIAL)

Luft wäre noch: In England bekommen Händler 25 Prozent Spanne, hierzulande verdienen sie je nach Titel zwischen 18 und 20 Prozent. Es ist nicht das erste Mal, dass Einzelhandelsketten von Verlagen bessere Spannen einfordern. Auch der Handelsriese Edeka hatte dies in der Vergangenheit bereits versucht. Bisher hatte die Branche allerdings gelassen reagiert, war sie sich doch sicher, dass sich alle Verlage an die Preisbindung gegenüber dem Einzelhandel halten.

Das ist diesmal anders. "Die Neigung zu einheitlichem Handeln unter den Verlagen hat abgenommen, das gefühlte Risiko ist gestiegen", sagt ein Verlagsvertreter. Vor allem Großverlage wie Springer oder Bauer hätten die Kraft, auf die Forderungen des Handels einzugehen. Die Befürchtung: Einer der Großverlage könnte versucht sein, im Austausch gegen bessere Platzierungen seiner Titel oder wegen möglicher Anzeigendeals mit der Rewe Group die Preisbindung zu unterlaufen und den kurzfristigen Vorteil zu suchen.

In der Folge müssten sich die Verlage - wie bei anderen Herstellern längst üblich - in einen Preiswettbewerb begeben, um beim Einzelhandel überhaupt gelistet zu werden. Vor allem kleinere Häuser könnten dabei nicht mehr mitspielen."Es würde eine Konditionenspirale in Gang gesetzt, die die Branche verbrennen würde", so die Befürchtung.

Hinter den Kulissen laufen deswegen die Drähte heiß, um herauszufinden, wie fest die Reihen der Verlage stehen. Noch ist unklar, welche Verlage tatsächlich von der Rewe Group angesprochen worden sind. Rewe will "keine weiteren Angaben" machen, bei Springer und Bauer heißt es ebenfalls: "Kein Kommentar."

Mehr zu W&V unter www.wuv.de

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