W&V: Medienstrategie des "Dschungelcamps":Trommeln aus dem Urwald

Die RTL-Dschungelshow verdankt Einschaltquoten und Medienresonanz dem Können ihrer PR-Leute - und den täglichen Berichten über Ekel-Eskapaden.

Sigrid Eck

Der Dschungelshow kann man nicht entfliehen: Die gesamte deutsche Presse ergötzt sich an den elf Teilnehmern der RTL-Sendung im australischen Busch - mal boulevardesk, mal ironisch-intellektuell. Die Ekel-Prüfungen füllen täglich die Seite eins der Bild-Zeitung.

dschungelcamp

Auch Ex-Playmate Gitta Saxx und Schauspieler Mathieu Carrière sind Kandidaten der fünften Staffel des "Dschungelcamps". 

(Foto: RTL/Stefan Menne)

Kein Fernsehformat weist derzeit eine ausgeklügeltere PR- und Marketingstrategie aus als Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!. Verantwortlich für diese ist das Team der RTL-Kommunikation, allen voran Anke Eickmeyer, leitende Redakteurin Show, und Konstantin von Stechow, Sprecher externe Kommunikation. Für die Sendung hat Markus Küttner, Bereichleiter Comedy & Real Life bei RTL, den Hut auf.

Die Produktion aus dem Hause Granada Media hat mehrere Ebenen, die RTL zu verschiedenen Zeitpunkten gezielt für die Kommunikation nutzt. "Die Unterschiedlichkeit der Protagonisten setzen wir bewusst ein", sagt Sprecher Konstantin von Stechow.

"Ex-Popstar Indira hätte vermutlich keine drei Seiten im Spiegel bekommen - und Rainer Langhans vermutlich keinen Playboy-Titel", erklärt der RTL-Manager. Umgekehrt hingegen habe es funktioniert.

Das Timing entscheidet über Erfolg der PR-Maschinerie: Vor der Show arbeitet die Pressestelle primär mit den Moderatoren, dagegen werden Infos zu den Kandidaten unter Verschluss gehalten. "Spekulationen dazu, welcher Promi ins Camp geht, ließen wir gerne freien Lauf, kommentiert haben wir sie nicht", heißt es beim Sender.

Während der Staffel liegt der Fokus dann auf den Kandidaten. Ich bin ein Star gehört zu den Schwerpunkten der RTL-Programmkommunikation und des Marketings im Januar. Die Werbung für die Show war nicht zu übersehen: Sie prangte auf Plakatwänden, lief als Trailer im Fernsehen und auf den RTL-Portalen rtl.de, clipfish.de und RTLnow.

"Bild"-Reporter in Australien

Seit Sendestart am 15. Januar ist durch die tägliche Live-Programmierung ein Team in Köln im Einsatz, ein weiteres direkt vor Ort in Australien. Dabei spielt der Berichterstattung die Zeitverschiebung in die Hände, da so die Ereignisse vom Abend gleich am nächsten Morgen ins Blatt kommen.

Die Artikel über die aktuelle Staffel bei Spiegel, Focus, FAZ, SZ, Bild, BamS, Welt, Express, Bunte, TV Movie und dem Männermagazin Playboy entsprechen einem Brutto-Mediawert von mehr als drei Millionen Euro.

Nicht mitgerechnet ist die tägliche Flut an Tagespresse und Online-Berichterstattung. Die Anzahl an Einzelartikeln in deutschen Medien betrug nach RTL-Angaben schon bis zu Beginn der Staffel "mehrere hundert Stück".

Aber längst nicht alles hat seinen Ursprung in der PR-Strategie. Die Sendung zieht täglich Millionen Zuschauer an, sie ist ein medialer Selbstläufer geworden. Alleine den Auftakt der fünften Staffel sahen 7,28 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. So verwundert es nicht, dass alle deutschen Medien über dieses Phänomen berichten.

Die Bild-Zeitung hat sogar zwei Mitarbeiter in den Osten Australiens geschickt: Reporter Daniel Cremer und einen Fotografen. Vor Ort an der Gold Coast berichtet es sich eben einfacher.

Aber - und darauf legt man im Verlag Axel Springer Wert - man berichtet nur, wenn die Quote stimmt und die Show interessant ist. "Es muss ein Thema sein, was das Land bewegt", sagt ein Sprecher.

Daran dürfte auch in den nächsten Tagen kein Zweifel bestehen. Kandidaten wie Ex-Topmodel Sarah Knappik als Dschungelzicke sorgen bestens für Gesprächsstoff.

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